Die Beliebtheit der ETFs ist unbestritten. In den vergangenen Jahren floss zunehmend mehr Kapital in Exchange Traded Funds, die als passives Investmentvehikel die Geldanlage für jedermann zugänglich machten.
Die Kosten waren günstiger als bei aktiven Fonds, die Rendite in den meisten Fällen besser. Stockpicking funktionierte augenscheinlich nicht oder zumindest nur in ausgewählten Fällen. Kein Wunder, dass immer mehr Anleger die Rendite des Index unkompliziert und sicher erhalten wollten.
Der Siegeszug der ETFs hat begonnen, doch dieser könnte abrupt enden. Denn es mehren sich durchaus Stimmen, die im Jahr 2023 einen differenzierten Ansatz gutheißen und ETFs ihren Status als Allheilmittel absprechen.
Gigantisches Wachstum bei ETFs: Privatanleger lieben die passiven Fonds
ETFs (Exchange Traded Funds) erfreuten sich in den letzten Jahren einer immer größer werdenden Beliebtheit. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einerseits bieten ETFs eine einfache Möglichkeit, um breit gestreut und kostengünstig in verschiedene Anlageklassen zu investieren. Andererseits können Anleger einfach ganze Indizes oder Märkte handeln und somit an deren Entwicklung partizipieren.
Zudem sind ETFs börsengehandelt und können jederzeit während der Handelszeiten ge- oder verkauft werden. Durch ihre breite Diversifikation und geringe Kostenstruktur sind diese auch und gerade für Privatanleger attraktiv. Zudem sind ETFs transparent, da ihre Zusammensetzung regelmäßig veröffentlicht wird. Einfacher geht Investieren am Aktienmarkt schlichtweg nicht.
Dennoch zeigen die Daten von Statista einen starken Zufluss von Kapital, der sich 2022 umkehrte – kaum verwunderlich, denn aus dem breiten Markt wurde viel Geld abgezogen. Während es 2020 noch 7.736 Milliarden $ an „Assets under Management“ bei ETFs waren, explodierte diese Summe auf 10.020 Milliarden $ in 2021. Dann gab es die konsolidierende Trendwende – 2022 gibt Statista die Summe mit 9.552 Milliarden $ an. Vergleichbar mit den massiven Entlassungswellen bei Big-Tech handelt es sich um eine Konsolidierung – denn das Niveau bleibt deutlich über den Zahlen vor der Corona-Pandemie.
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Gerd Kommer bleibt dem „Passiven Investieren“ treu
Einer der wohl bekanntesten Verfechter von passiven Ansätzen beim Investieren an der Börse ist hierzulande Gerd Kommer, ein deutscher Finanzexperte, Buchautor und Redner. Kommer studierte Volkswirtschaftslehre und promovierte im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Bekannt wurde Kommer insbesondere durch seine Bücher, in denen er sich kritisch mit der herkömmlichen Finanzberatung auseinandersetzt. Seine Ansätze basieren auf der modernen Portfoliotheorie und einem passiven Anlagestil mit ETFs.
Darüber hinaus ist Gerd Kommer Verfechter einer langfristigen Ausrichtung der Anlagestrategie. In einem Blog-Beitrag aus diesem Jahr setzt er sich mit Kritik am passiven Investieren auseinander. Weiterhin geht er von einem fortschreitenden Siegeszug des passiven Investierens aus, da sich der Marktanteil heute wohl auf weniger als 5 % beläuft.
„Im Übrigen hat es die traditionelle Finanzbranche selbst in der Hand, die zunehmende Popularität passiven Investierens zu bremsen oder umzukehren. Sie müsste dafür nur ihre hohen Gebühren senken, ihre chronische Unter-Performance verbessern und nicht mehr immer neue Skandale zu ihrer seit 25 Jahren andauernden Pleiten-und-Pannen-Serie hinzufügen.“
Langfristig sind Bärenmärkte Kaufchancen
Langfristig eigneten sich Marktphasen wie in 2022 hervorragend, um das Engagement im Aktienmarkt auszubauen. Denn beispielsweise hätte ein S&P 500 Index bereits in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres rund 4 % Rendite gebracht, zwischenzeitlich waren es sogar schon 10 %. Die zyklische Entwicklung ist dem Aktienmarkt immanent. Bis dato erholte sich der S&P 500 noch von jedem Crash – beispielhaft die Entwicklung des S&P 500 seit 1900.
Lohnen sich ETFs in 2023 noch?
Letztendlich gibt es keine Garantie, dass ETFs auch im Jahr 2023 und darüber hinaus eine attraktive Rendite generieren. Denn die Entwicklung der Aktienmärkte kann man eben nicht mit hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen – erst recht nicht kurzfristig. Dennoch bleibt eins klar – es mangelt an Alternativen. Denn die Banken geben die steigenden Zinsen (noch) nicht an ihre Kunden weiter – attraktive Renditen bleiben Fehlanzeige. Während die Renditen der Staatsanleihen deutlich anziehen und sich insbesondere für eine Art Tagesgeldeinlage eignen, dürfte diese langfristig eben auch keine Alternative sein.
Denn eins ist klar – in einem stark inflationären Umfeld können Staatsanleihen aktuell eben nicht die Kaufkraft erhalten und schon gar nicht Vermögen aufbauen. Der Großteil des Vermögens sollte auch in 2023 in Aktien investiert sein. ETFs bleiben hier ein probates Mittel, wenn man sich nicht mit Einzelaktien beschäftigen oder kein diesbezügliches Risiko eingehen möchte. Dann wird man in Zukunft weiterhin die Rendite des Marktes erhalten – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und die besseren Gründe sprechen dafür, dass es sich weiterhin um eine Rendite handelt, die Anleihen, Festgeldkonten und auch Immobilien deutlich übersteigt.
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