NachhaltigkeitVanEck-Experte: "Großes Wachstumspotenzial bei Wasserstoff-ETF"

VanEck-Experte: „Großes Wachstumspotenzial bei Wasserstoff-ETF“

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an den Finanzmärkten immer mehr an Bedeutung. Viele Menschen legen bei der Geldanlage Wert darauf, ökologisch-nachhaltige Technologien zu unterstützen. Ein viel beachteter Trend ist dabei die Gewinnung und Nutzung von Wasserstoff. Aber wie vielversprechend ist ein Investment in diesem Bereich?

Wir haben mit Dominik Schmaus, ETF Product Manager bei VanEck, ein Interview geführt, um diese und andere Fragen zu klären.

AktienNews24: Warum hat sich VanEck dazu entschieden, einen Wasserstoff-ETF aufzulegen?

Dominik Schmaus: Wasserstoff hat das Potenzial, eine saubere, effiziente und weithin verfügbare Energiequelle zu sein. Er kann mit einer Vielzahl von Methoden hergestellt werden, unter anderem durch die Elektrolyse von Wasser, und er kann in einer Reihe von Anwendungen eingesetzt werden, unter anderem als Schlüssel zur Senkung der Emissionen in Branchen, in denen die Elektrifizierung allein nicht ausreicht.

Dominik Schmaus (ETF Product Manager) bei VanEck

Bei der Zielerreichung von Netto Null Emissionen spielt grüner Wasserstoff eine entscheidende Rolle, und wird von Regierungen auf der ganzen Welt vorangetrieben.

Wir hatten uns den Bereich schon einige Zeit angesehen, aber für einen pure play ETF – also einen fokussierten Wasserstoff ETF der gezielt Unternehmen aufnimmt, die Ihren Umsatz hauptsächlich im Bereich Wasserstoffwirtschaft generieren – gab es bis vor kurzem noch zu wenig Unternehmen, die unseren Kriterien entsprechen. Wir wollten vermeiden ein Produkt zu entwickeln, welches z.B. durch die Aufnahme von Automobilriesen verwässert wird.

Früher wäre nach unseren Maßstäben ein ETF mit entsprechend vielen pure play Titeln nicht möglich gewesen.

AktienNews24: Was sind die größten Chancen beim Investment in den Megatrend Wasserstoff?

Dominik Schmaus: Ich denke, dass sich im Bereich der Wasserstofftechnologie in den nächsten Jahren noch einiges tun wird. Erstmals weltweit ist die überwiegende Zahl der Länder an einer klimaneutralen Wirtschaft interessiert. Es werden Investitionen in dem Bereich getätigt und somit die Transformation beschleunigt. Durch technischen Fortschrift und günstigere grüne Energie wird Wasserstoff mehr und mehr Anwendungsfelder erschließen.

Es gibt eine Reihe verschiedener Sektoren, die vom Wachstum des Wasserstoffs betroffen sein könnten, darunter das Transportwesen, die Stromerzeugung und die chemische Produktion. Dies könnte den Anlegern ein breites Spektrum an Investitionsmöglichkeiten in der Wasserstoffindustrie bieten.

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Die Wasserstoffindustrie befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium, was bedeutet, dass es in diesem Sektor ein großes Wachstums- und Innovationspotenzial gibt. Dies könnte den Anlegern die Möglichkeit bieten, bei vielversprechenden neuen Technologien und Unternehmen von Anfang an dabei zu sein.

AktienNews24: Und wie sieht es mit den Risiken aus?

Dominik Schmaus: Es sei darauf hingewiesen, dass Investitionen in den Megatrend Wasserstoff auch einige Risiken bergen. Die Wasserstoffindustrie befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium, und es gibt viele Herausforderungen, die überwunden werden müssen, damit Wasserstoff zu einer weit verbreiteten Energiequelle werden kann. Außerdem kann der Wasserstoffpreis schwanken, und es gibt keine Garantie dafür, dass Investitionen in die Wasserstoffindustrie erfolgreich sein werden. Wie bei jeder Investition ist es wichtig, die Risiken und Chancen sorgfältig abzuwägen, bevor man eine Entscheidung trifft.

AktienNews24: Nach welchen Kriterien werden die Unternehmen ausgewählt, die im ETF enthalten sind?

Dominik Schmaus: Unser ETF bildet den MVIS Global Hydrogen Economy Index ab.

Unternehmen werden durch einen regelbasierten Ansatz in den Index aufgenommen. Wenn ein Unternehmen die Anforderungen an Liquidität, Marktkapitalisierung und Relevanz sprich Pure play Ansatz erfüllt, wird es in den Index aufgenommen. Es ist ein regelbasierter Ansatz. Pure play bedeutet hier fokussierte, Unternehmen zu finden die mindestens 50% ihres Umsatzes im Bereich Wasserstoff erwirtschaften.

Um zu vermeiden, dass Unternehmen jedoch zu viel Gewicht erhalten, ist ein Cap in den Index eingebaut. Zum Zeitpunkt einer Index-Umschichtung dürfen Pure play Unternehmen nicht mehr als 10% des Index ausmachen.

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Der Index wird jedes Quartal im März, Juni, September Dezember überprüft und umgeschichtet. Es werden Unternehmen neu aufgenommen, die genügend Umsatz im Bereich Wasserstoff generieren und zusätzlich gewisse Mindestanforderungen an Liquidität und Marktkapitalisierung erfüllen.

Bei der aktuellen dynamischen Entwicklung ist zu erwarten, dass sich in Zukunft weitere Unternehmen qualifizieren in den ETF aufgenommen zu werden.

AktienNews24: Anleger könnten doch auch in ein einzelnes Wasserstoff-Unternehmen investieren. Warum sollte man in einen ETF investieren?

Dominik Schmaus: Mit einem ETF verteilen Anleger das Risiko breiter und erhöhen somit die Diversifikation. Ein ETF enthält einen Korb von Wertpapieren. Das bedeutet, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass der Gesamtwert Ihrer Anlage beeinträchtigt wird, wenn sich eines der Wertpapiere im ETF schlecht entwickelt.

Gerade im Bereich Wasserstoff sind einige Unternehmen relativ jung und es handelt sich noch um eine Technologie, die sich erst in der Breite durchsetzen muss. Dies birgt Risikopotenzial, sodass Anleger befürchten müssten bei einzelnen Titeln auf falsche Pferd zu setzten. Auch derjenige, der die zeitaufwändige Einzeltitelanalyse von Wasserstoffaktien scheut, ist mit einem ETF in vielen Fällen besser beraten.

AktienNews24: Inwieweit wird das Thema „grüner Wasserstoff“ beim VanEck Hydrogen Economy UCITS ETF abgedeckt?

Dominik Schmaus: Da der Begriff „grüner Wasserstoff“ erwähnt wird, würde ich diesen Vorab gerne nochmal erläutern. Alle Bestrebungen für die Zukunft sind auf den Grünen Wasserstoff gerichtet, welcher durch Elektrolyse von Wasser aus grünem Strom erzeugt wird. Also mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Solar und Wind-Kraft.

Der ETF enthält eine Mischung aus Aktien von Unternehmen, die Wasserstoff mit verschiedenen Methoden herstellen, darunter erneuerbare Energiequellen, aber auch noch fossile Brennstoffe.

Derzeit ist der Großteil des verwendeten Wasserstoffs weltweit noch grau, was sich auch in der Zusammensetzung des Fonds widerspiegelt. Europa und andere Teile der Welt haben sich verpflichtet, grünen Wasserstoff zu einem wichtigen Instrument zu machen, um das Generationenproblem des Klimawandels zu bewältigen. Natürlich hängt es von den Kosten ab, inwieweit die grüne Energie ihr Potenzial entfalten kann. Derzeit ist grüner Wasserstoff teurer als fossile Brennstoffe und andere erneuerbare Energiequellen. Nach den Erfahrungen mit anderen erneuerbaren Energiequellen zu urteilen, könnten die Kosten jedoch sinken, sobald die Kapazität der Elektrolyseure steigt.

Wir glauben, dass wir uns derzeit in einer Übergangsphase befinden, in der viele Unternehmen versuchen, die Farbe des derzeit verwendeten Wasserstoffs auf grün umzustellen. Um diese Umstellung zu finanzieren, sind hohe Investitionen erforderlich, und die Hauptakteure, die derzeit grauen Wasserstoff verwenden, sind die Hauptakteure, die an neuen Technologien arbeiten, um den Preis für grünen Wasserstoff zu senken.

AktienNews24: In Deutschland ist neben dem Wasserstoff-ETF von VanEck noch der L&G Hydrogen Economy ETF handelbar. Wie unterscheiden sich die beiden ETFs?

Dominik Schmaus: Unser ETF kam kurz später an den Markt, da wir für unser Konzept etwas andere Regeln bezüglich der pure Play Unternehmen anlegen wollten und wir abwarten mussten bis genügend börsengehandelte Unternehmen vorhanden sind, die sich für unser Konzept qualifizieren. Da unser Ansatz nur Unternehmen in den Wasserstoff ETF aufnimmt, die mindestens 50% Umsatz im Bereich Wasserstoff erwirtschaften, nehmen wir derzeit z.B. keine Unternehmen aus dem Automobilsektor wie z.B. Toyota oder Hyundai auf, die einen deutlich geringeren Prozentsatz aufweisen. So wollen wir ein fokussiertes Produkt anbieten.

AktienNews24: Welches Potenzial sehen Sie im Speziellen beim Thema Mobilität in Bezug auf Wasserstoff? Werden wir in Zukunft mit einem Elektroauto oder einem Wasserstoff-Auto fahren?

Dominik Schmaus: Viele verbinden das Wasserstoff oft primär mit dem Thema Auto, aber es ist kein reines Automobil Thema.

Die Anwendungsbeispiele von Wasserstoff sind vielfältig und nicht auf den Bereich Mobilität beschränkt. Wasserstoff kann z.B. helfen, die Ammoniak Produktion zu dekarbonisieren, welche aktuell für drei Prozent der CO2 Emissionen global verantwortlich sind. Es dient als Energiespeicher und kann eine sauberere Lösung für die Stahl- und Glasindustrie sein.
Beim Thema Mobilität hat das Elektroauto aufgrund seiner Energieeffizienz aktuell noch die Nase vorne, wobei die Zukunft in dem Bereich spannend bleibt.

Durch die hohen Investitionen weltweit in Forschung und Entwicklung im Bereich Wasserstoff, eine Kombination aus Kostensenkungen bei erneuerbarem Strom und Elektrolyseuren, kombiniert mit erhöhter Effizienz und Lebensdauer, wird sich zeigen ob Wasserstoff auch den Bereich der Mobilität verändert.

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Spencer Brown
Spencer Brown
Ich schreibe seit vielen Jahren für verschiedene Finanzmagazine zu den Themen Börse, Aktien und Crypto als selbstständiger Autor. Ich verfolge die Entwicklungen und Trends in der Welt der Finanzen sehr genau und teile gerne mein Wissen und meine Einschätzungen mit anderen.

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