In vielen Gesprächen stehen sie sich unversöhnlich gegenüber. Auf der einen Seite gibt es die Anleger, die sich unfassbares Wachstum wünschen – Verschuldung, Geschäftsgebaren, Nachhaltigkeit und Co. bleiben außen vor. Die Unternehmen sollen einfach schnell und stark wachsen. Auf der anderen Seite gibt es Investoren, die sich ausschließlich die beste Qualität ins Depot legen. Das Wachstum rückt in den Hintergrund, vielmehr sind Burggraben, Marktstellung und Bewertung wichtige Faktoren.
Doch es gibt mehr als nur Schwarz und Weiß. Growth- und Value-Strategie müssen sich nicht ausschließen. Vielmehr gibt es gute Gründe auf eine Mischung aus Growth- und Value-Investing zu setzen.
Growth- und Value-Aktien
Zunächst sollte man jedoch die Frage klären, worum es sich bei diesen Begriffen überhaupt handelt. Schließlich lassen sich die Aktien an der Börse grundsätzlich in diese Kategorien einteilen: Growth (Wachstum) und Value (Substanz).
Bei der Growth-Strategie kaufen Anleger ein Unternehmen zum heutigen Preis und setzen darauf, dass der Preis in Zukunft weiter steigt. Wachstumswerte stammen oftmals aus der Technologiebranche.
Demgegenüber identifizieren Anleger beim Value-Investing hochwertige Unternehmen, die zum aktuellen Zeitpunkt unterbewertet sind. Das Wachstum ist im Vergleich zum Gesamtmarkt oftmals geringer. Value-Werte kommen häufig aus den klassischen Branchen.
Keine klare Trennung möglich
Für eine Mischung aus Growth- und Value-Strategie spricht bereits der Umstand, dass die klassische Einteilung regelmäßig an ihre Grenzen gelangt. Schließlich gibt es nicht das eine, entscheidende Kriterium, was zu einer Einordnung als Growth-Wert führt. Sicherlich ist das Wachstum der Unternehmen entscheidend. Stark wachsende Unternehmen sind oftmals Growth-Werte. Doch stimmt das wirklich?
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Für eine Value-Aktie sprechen demgegenüber hohe Gewinne, niedrige Investitionen, hoher Cash-Flow und erhebliche finanzielle Reserven. Auch eine Dividende wird als Argument für Value-Werte genommen.
Nehmen wir als Beispiel Microsoft (WKN: 870747): das Unternehmen ist seit vielen Jahrzehnten stark, die Marktstellung ist enorm. Finanzielle Reserven gibt es genügend, die Dividende steigt zweistellig und wird seit fast 20 Jahren gezahlt. Dennoch konnte Microsoft in den letzten fünf Jahren den Gewinn um durchschnittlich fast 30 % pro Jahr steigern. Growth oder Value – beide Einteilungen scheinen möglich.
Wissenschaft uneinig
Wissenschaftliche Studien untersuchen regelmäßig den Erfolg von Anlagestrategien. Beim Vergleich Value vs. Growth herrscht jedoch bis heute Unklarheit. Einige Experten gehen davon aus, dass die langfristige Rendite bei Value-Aktien besser ist. Andere Wissenschaftler betonen die Chancen der Growth-Strategie. Lange Jahre haben die Value-Aktien besser performt, im letzten Jahrzehnt kam die Dekade der Growth-Titel.
Als ehrlicher und bodenständiger Investor kann man nicht wissen, welche Strategie im nächsten Jahrzehnt die bessere Performance abliefert. Wer Growth- und Value kombiniert, ist auf jeden Fall bei der Rallye dabei.
Diversifikation erforderlich
Die meisten Growth-Titel stammen aus wenigen Branchen. Technologie-Werte sind überdurchschnittlich häufig Growth-Unternehmen. Das Gleiche gilt für gehypte Branchen, in denen es momentan nur Wachstum und Zukunftsvisionen gibt. Demgegenüber stammen Value-Titel überdurchschnittlich häufig aus klassischen Branchen wie Finanzen, Versicherungen, Energie oder Automobile.
Wer lediglich in einen Bereich investiert, diversifiziert sein Depot unzureichend. Besonders ein zu starker Fokus auf Growth-Titel kann das Risiko bei der Geldanlage deutlich erhöhen.
Growth vs. Value: Wie sollten Anleger investieren?
Anleger sollten auf eine Mischung aus Growth- und Value-Strategie setzen, um erfolgreich in Aktien zu investieren. Schließlich bekommen sie auf diese Art und Weise ein diversifiziertes Depot, das auch in den nächsten Jahren eine ordentliche Rendite einfahren wird.
Natürlich können die Investoren die Schwerpunkte unterschiedlich setzen. Wer den Schwerpunkt auf Growth-Titel legt, kann auf starkes Kurswachstum hoffen. Demgegenüber dürften bei Value-Investoren die Dividenden steigen. Zugleich sollte mit steigendem Alter der Anteil an Value-Aktien erhöht werden.
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