Der Bärenmarkt bietet für viele Investoren eine große Herausforderung. Doch es gibt in jeder Krise auch Chancen. Mit einem klugen Investmentansatz kann man sogar in schwierigen Zeiten den Markt schlagen. Natürlich wird auch jeder Investor mal daneben liegen – mit ausreichend Diversifikation kein Problem. Darüber hinaus hilft natürlich ein langfristiger Ansatz. Obgleich die vier Aktien kurzfristig den breiten Markt locker schlugen, kann sich dies auch mittelfristig wieder ändern oder hätte deutlich später auftreten können.
Bei den ausgewählten Aktien handelt es sich unter anderem um ein asiatisches E-Commerce-Unternehmen, das in den letzten Jahren stark gewachsen ist und ein deutsches Unternehmen, das Marktführer in Europa ist. Durch eine modifizierte Analyse der Aktien im Bärenmarkt lassen sich Übertreibungen evaluieren, die sich möglicherweise wieder zu einer fairen Bewertung auflösen.
Bärenmarkt: Jede Krise ist eine Chance
Jede Krise am Aktienmarkt sollte als Chance betrachtet werden, insbesondere, wenn man kurzfristig keine Verkäufe plant. Da in solchen Phasen häufig Aktien zu günstigen Preisen erhältlich sind, obgleich sich das dahinterstehende Unternehmen wenig bis gar nicht verändert hat, lohnt sich ein genauerer Blick. Der Bärenmarkt, also eine längere Phase von sinkenden Kursen, bietet historisch gesehen oft den besten Zeitpunkt für Vermögensaufbau. Zwar sind Geduld und Mut erforderlich, aber wer langfristig denkt, kann von solchen Gelegenheiten profitieren und den Vermögensaufbau beschleunigen.
Aktien mit Rabatt: Vermögensaufbau im Bärenmarkt
Während eines Bärenmarktes fallen die Aktienkurse für längere Zeit und es herrscht eine allgemeine pessimistische Stimmung. Allerdings birgt dieser Markt auch Chancen für Investoren. Durch niedrigere Aktienkurse können Anleger wertvolle Vermögenswerte zu günstigen Preisen erwerben. Mutige Investoren können diesen Zeitraum nutzen, um in qualitativ hochwertige Unternehmen zu investieren, die eine günstigere Bewertung aufweisen und langfristiges Wachstumspotential aufweisen. Eine aktive, disziplinierte und gut recherchierte Investmentstrategie ist Grundlage, um jetzt den Vermögensaufbau zu beschleunigen und die Erträge zu maximieren.
Einmalkauf oder Sparplan?
Die Dollar-Cost-Averaging (DCA)-Strategie (einfacher: ein Aktien-Sparplan) ist eine Anlagestrategie, bei der man regelmäßig in gleichen Beträgen in ein Wertpapier investiert, unabhängig von dessen Kurs. Im Bärenmarkt hat diese Strategie den Vorteil, dass der Anleger bei fallenden Kursen automatisch mehr Anteile kauft und somit im Durchschnitt einen besseren Einstiegspreis erhält. Dies ist insbesondere für Investoren ein Vorteil, die sonst beim Versuch den Markt zu timen, bis zum nächsten Bullenmarkt an der Seitenlinie verharren.
Durch die regelmäßigen Käufe wird auch das Risiko des „All-in“ Investments minimiert. Die DCA-Strategie ist daher eine solide Möglichkeit, um langfristig Vermögen aufzubauen. Alternativ sind natürlich Einzelkäufe ein probates Mittel, um dann gestaffelt in den Markt zu gehen.
Aktien im Bärenmarkt kaufen: Das ist wichtig
Doch „Aktien kaufen im Bärenmarkt“ kann sich unterscheiden vom Vorgehen im Bullenmarkt. Denn nun ist es beim Investieren in Einzelaktien noch wichtiger, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Modifizierte Analyse
Im Bärenmarkt sind Unternehmen unterschiedlich betroffen, je nach Industriezweig und wirtschaftlicher Lage. Besonders Growth- und Technologie-Unternehmen wurden hart abverkauft. Auch die Realwirtschaft hält unterschiedliche Herausforderungen für verschiedene Unternehmen bereit. Eine modifizierte Analyse der Aktien ist daher erforderlich, um diejenigen Unternehmen zu identifizieren, die den wirtschaftlichen Abschwung überstehen oder sogar davon profitieren.
Bei Rezessionen und Zeiten hoher Inflation können Unternehmen mit Preissetzungsmacht besser performen, da sie die Preise erhöhen können, um ihre Gewinnmargen zu schützen. Unternehmen, die konjunkturunabhängig sind, hängen nicht so sehr von der allgemeinen Wirtschaftslage ab.
Bei steigenden Zinsen ist es zugleich wichtig, Unternehmen zu wählen, die weniger zinssensitiv sind, da höhere Zinsen die Schuldenlast erhöhen.
Eine solche modifizierte Analyse kann dazu beitragen, Unternehmen zu identifizieren, die im Bärenmarkt widerstandsfähiger sind und im Anschluss eine stärkere Erholung erleben.
Sentiment & Übertreibungen
Im Bärenmarkt kann man Übertreibungen im Sentiment durch eine Beobachtung verschiedener Indikatoren wie dem Fear & Greed Index oder der Put/Call-Ratio erkennen. Auch bei einzelnen Aktien gibt es Indikatoren, die mögliche Übertreibungen wahrscheinlicher machen. Sobald eine solche Übertreibung festgestellt wird, kann eine Trendwende bevorstehen und es entstehen attraktive Gelegenheiten. Denn häufig ist bei einem Unternehmen, das vorher gehypt wurde, eben nicht auf einmal alles so schlecht, wie es nun heißt. Natürlich sollte man insbesondere Fundamentaldaten berücksichtigen. Erst, wenn Übertreibungen auf passende Fundamentaldaten treffen, ergeben sich lukrative Chancen.
Investoren-Mindset
Ein sogenanntes Investoren-Mindset ist im Bärenmarkt wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein. Disziplin und Geduld sind erforderlich, um bei günstigen Kursen zu kaufen, während andere verkaufen. Ein langfristiger Anlagehorizont und die Fähigkeit, Emotionen zu beherrschen, sind entscheidend, um nicht bei kurzfristigen Marktschwankungen verrückt zu werden. Wer in einer Bärenmarktrallye schon die große Erholung sieht, wird häufig schwer enttäuscht.
Diese vier Aktien habe ich im Bärenmarkt gekauft und den Markt geschlagen
Nehmen wir einmal den S&P 500 als Vergleichsindex. Schließlich ist der S&P 500 wohl eine der bekanntesten und ausreichend breit gestreuten Benchmarks. Der S&P 500 hat sein Verlaufstief in diesem Bärenmarkt im Oktober 2022 erreicht. Seitdem konnte sich der Markt erholen.
Durch die jüngsten Gewinnmitnahmen notiert der S&P 500 immer noch über 10 % vom Tief entfernt. Nehmen wir diese Rendite einmal als Vergleichswert, obgleich diese Auslegung natürlich Index-Investoren zugutekommt. Denn für einen Kauf am Tief bräuchte man sicherlich eine ordentliche Portion Glück. Das genaue Tief habe ich natürlich bei keinem Wert getroffen.
Zalando
Bereits am 11.10. entschied ich mich für einen weiteren Kauf der Zalando Aktie – wohl wissend, dass der negative Newsflow weitere Kursverluste bedingen könnte. Zalando ist der europäische Marktführer im Online-Modehandel. Die aktuellen Quartalszahlen zeigen, dass sich Zalando zunehmend zu einem attraktiven Plattform-Geschäftsmodell entwickelt, bei welchem andere Unternehmen die Infrastruktur von Zalando nutzen. Die Aktie konnte seit dem Kauf trotz zuletzt deutlicher Gewinnmitnahmen über 65 % Gewinne bringen – eines der besten Investments im Bärenmarkt. Doch aktuell würde ich bei der Zalando Aktie abwarten, wie sich ein Test des GD100 und der Unterstützung bei rund 34,50 Euro verhält.
Sea Limited
Zu einem Kurs von knapp 50 $ habe ich am 20. Oktober die Sea Limited Aktie nachgekauft. Denn zweifelsfrei war der Hype in der Corona-Pandemie eine Übertreibung nach oben. Die Bewertung explodierte teils absurd und kam deutlich zurück. Negative Erwartungen wurden insbesondere für das Gaming-Geschäft eingepreist. Auch die Fortschritte in puncto Rentabilität wurden vom Markt kaum wahrgenommen. Die neusten Quartalszahlen haben einen deutlichen Kurssprung bedingt.
Trotz erster Gewinnmitnahmen liegt diese Aktie seit dem Kauf im Oktober über 45 % im Plus. Weiterhin bleibt Sea Limited ein spannendes Unternehmen, das mit Sitz in Singapur und Tätigkeit in Fintech, Gaming & E-Commerce attraktiv positioniert ist, um noch viele Jahre überdurchschnittliches Wachstum zu generieren.
Airbnb
Bereits Mitte Juli stand ein Kauf der Airbnb Aktie an. Denn die Marktmacht als führendes Touristik-Unternehmen, das disruptive Geschäftsmodell und die Resilienz in der Corona-Pandemie machen Airbnb zu einem Unternehmen, das noch viele Jahre überdurchschnittliches Wachstum bringen könnte. Die Aktie fiel zwischenzeitlich noch deutlich tiefer. Der Investmentcase blieb jedoch intakt und heute notiert die Airbnb Aktie über 24 % über dem Kaufpreis.
MercadoLibre
Ebenfalls Mitte Juli wurde die Position von MercadoLibre ausgebaut. Denn auch hier wirkte die massive Korrektur wie eine Übertreibung nach unten. Übrigens ist die MercadoLibre Aktie immer noch rund 40 % unter dem ATH bewertet. Das Wachstum bleibt weiterhin hoch, so zeigen eindrucksvoll die letzten Quartalszahlen. Mit einem gigantischen Markt in Latein- und Südamerika sowie einem wachsenden Logistik-Netzwerk könnte MercadoLibre das Amazon für diese Region werden. Seit dem Kauf im Juli notiert die Aktie übrigens rund 74 % im Plus – doch verkaufen werde ich die Anteilsscheine wahrscheinlich lange nicht.