Zahlreiche Faktoren sind für das Erzielen einer hohen Rendite an der Börse ausschlaggebend. Die Opportunitätskosten gehören ohne Zweifel dazu. Jedoch sind sie es, die viele Anleger nicht oder nur ansatzweise beachten. Ein Grund hierfür ist schlicht, dass sie im Vergleich zum TER oder Spread weniger bekannt sind. Ist das der Fall, werden sie vor allem von Neulingen auf dem Börsenparkett dennoch gerne unterschätzt.
Die Frage drängt sich auf: Wobei handelt es sich bei ihnen genau? Besteht die Möglichkeit, sie auch als Anfänger zu vermeiden? Und sind Opportunitätskosten zwingend Gift für deine Performance?
Was sind Opportunitätskosten?
Um die versteckten Kosten zu verstehen, lohnt zunächst ein Blick auf ihre Definition. So handelt es sich bei Opportunitätskosten an der Börse stets um indirekte Ausgaben beziehungsweise entgangene Gewinne.
Sie sind also das Resultat einer oder mehrerer Handlungen, die dich messbar Rendite kosten. Unabhängig davon, ob du kurz- oder langfristig investierst. Häufig bleibt der durch sie resultierende Vermögensverlust jedoch unbemerkt.
Praxisbeispiele von Opportunitätskosten an der Börse
Indirekte Kosten entstehen dann, wenn du eine Entscheidung hinauszögerst. Gleichzeitig vergiften Opportunitätskosten dein Depot bei offensichtlich falschen und dennoch nicht korrigierten Anlageentscheidungen. Zwei häufige Praxisbeispiele hierfür sind das Market-Timing sowie das Festhalten an schlecht performenden Werten.
Opportunitätskosten beim Market-Timing:
Die Börse ist nicht vorhersehbar. Dennoch warten viele Anleger auf den nächsten Crash, um Wertpapiere günstig nachzukaufen. Das Problem hierbei ist, dass niemand dessen Zeitpunkt voraussehen kann. So ist es möglich, dass die Börse in einem Monat, aber auch erst in einer Dekade rabattierte Kaufgelegenheiten bietet. Während der Zeit des Wartens verliert das nicht investierte Geld aufgrund der Inflation einerseits an Wert. Andererseits entgehen dir an der Seitenlinie Dividenden und mögliche Kurssteigerungen. Zusätzlich ist nicht vorhersehbar, ob die Aktien auf deiner Kaufliste trotz Crash günstiger als jetzt handelbar sein werden.
Das Warten auf die nächste Einstiegsgelegenheit erzeugt also Opportunitätskosten für dein Depot. Um sie zu senken und dennoch eine ausreichend große Cashreserve im Fall eines Börsenrückgangs zu haben, empfiehlt sich das Investieren in Tranchen. Sparpläne, aber auch eine Investition in Einzelaktien ab 1.000 Euro, sind hierfür eine bewährte Möglichkeit. Dank des häppchenweisen Investierens profitierst du außerdem vom Cost-Average-Effekt.
Unflexibilität und ihre Folgekosten:
Opportunitätskosten entstehen auch dann, wenn du an schlecht performenden Aktien festhältst. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Fallen Angels. Vor allem Anfänger neigen dazu, sich eine üppige Kurssteigerung dieser potenziellen Turn-Around-Kanditaten auszurechnen. Problematisch hierbei ist, dass das angelegte Geld in der Zeit des Hoffens nicht für vielversprechendere Investments zur Verfügung steht. Eine gut performende Aktie kann dadurch also nicht gehandelt werden. Somit wird Rendite verschenkt – was vielen Anlegern oft nicht bewusst ist.
Um die Opportunitätskosten in diesem Fall gering zu halten, empfiehlt sich eine durchdachte Diversifikation. Während du also auf den Turn-Around setzt, kannst du zugleich von der Rendite der nächsten Kurs-Rakete profitieren.
Offensichtlich: Steuern schmälern die Rendite
Neben entgangenen Kurssteigerungen oder Dividenden zählen Steuern ebenso zu den Opportunitätskosten. Sie fallen nach dem Ausschöpfen des Freibetrags beim Verkauf von Wertpapieren, aber auch beim Erhalt von Gewinnausschüttungen an. Obwohl diese Kosten massiv auf die Rendite drücken, werden sie als unvermeidbar hingenommen. Keine Frage: Das sind sie auch. Jedoch kannst du deine Rendite nachhaltig verbessern, wenn du eine Aktie schlicht langfristig hältst. Es versteht sich von selbst, dass die Qualität des gekauften Unternehmens entsprechend hoch sein muss. Ansonsten entstehen erneut Opportunitätskosten durch entgangene Gewinne, gestrichene Dividenden oder im schlimmsten Fall den Totalverlust aufgrund einer Insolvenz.
So entgiftest du dein Depot in drei einfachen Schritten
Auch wenn die Börse unvorhersehbar ist, befindet sich ein Großteil der erzielbaren Rendite in deinen eigenen Händen. Der Gewinn liegt bekanntlich im Einkauf. Wähle dein Aktieninvestment also mit Bedacht aus und entscheide dich stets für qualitative Wertpapiere. Diese kannst du mit gutem Gewissen langfristig halten, was deine Steuerbelastung drastisch senkt.
Gleichzeitig ist der Cost-Average-Effekt für viele Anleger eine exzellente Möglichkeit, um die Opportunitätskosten des Market-Timings auf ein Minimum zu bringen. Hierbei geht es darum, in regelmäßigen Abständen Wertpapiere zu einem bestimmten Betrag zu erwerben. Durch das wiederkehrende Investment kaufst du Aktien zu hohen, aber auch zu niedrigen Preisen. Das balanciert deinen Einstiegskurs aus, wobei du im Gegensatz zum Warten an der Seitenlinie keine Kurserhöhungen oder Dividenden-Ausschüttungen verpasst.
Sinnvoll ist außerdem, dein Depot in längeren zeitlichen Abständen einer Prüfung zu unterziehen. Gehe die einzelnen Aktien durch und überlege, ob dein ursprünglicher Investment-Case noch zutrifft. Performt ein Wertpapier sehr schlecht, kann ein Verkauf trotz der Abgeltungssteuer die bessere Entscheidung sein. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn die zu erwartende Rendite einer anderen Aktie die Verkaufskosten übersteigt.
Clevere Entscheidungen für eine bessere Rendite
Offensichtlich: Opportunitätskosten sind Gift für eine dauerhaft starke Performance. Daher gilt, sie zu kennen und nach Möglichkeiten zu vermeiden. Beachte jedoch, dass sich diese versteckten Kosten nicht nur auf Geld beziehen. Zeit für die Recherche vielversprechender Aktien oder das Informieren bezüglich der neuesten Unternehmensentwicklung zählt ebenfalls dazu.