Ausländische Investoren können nicht unmittelbar in Festlandchina in die dortigen Unternehmen an der Börse investieren. Dies bleibt nur den einheimischen Chinesen vorbehalten. Somit haben Anleger die Qual der Wahl. Entweder kaufen sie die Aktien der chinesischen Unternehmen, die an der Hongkong Stock Exchange gelistet sind, oder sie investieren mittels ADR in die Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Was ein ADR genau ist und welche Vor- sowie Nachteile diese bieten, erfährst du im folgenden Beitrag.
Das ist ein ADR
Gleich vorweg – bei einem ADR handelt es sich nicht um die Aktie eines Unternehmens. Vielmehr werden die American Depositary Receipts von einer US-Depotbank ausgegeben. Dabei handelt es sich oftmals um die günstigste Möglichkeit für ausländische Unternehmen, an der US-Börse gelistet zu sein. Da die US-amerikanischen Börsen eine enorme Menge an Kapital bereitstellen, wollen viele chinesische Unternehmen eben auch von ausländischen Anlegern gehandelt werden können. Das ADR verbrieft als Zertifikat den Anspruch des Besitzers auf die Auslieferung der jeweiligen Aktie. Dabei bestimmt die US-Depotbank das Verhältnis zwischen der Aktie und dem ADR. Denn ein American Depositary Receipt muss nicht zwangsläufig nur eine Aktie verbriefen. Mehrere Aktien oder Bruchstücke der Anteilsscheine sind ebenfalls denkbar. An der US-Börse ist das ADR dann ein adäquater Ersatz für die Original-Aktie des Unternehmens.
Die ADR-Ebenen
Die ADRs werden in zwei verschiedene Ebenen aufgeteilt. Hier gibt es zum einen die unsponsored ADRs und zum anderen die sponsored ADRs. Bei den unsponsored ADRs geht die Initiative von einer Depotbank oder einem US-amerikanischen Händler aus, die wollen, dass das chinesische Unternehmen mit einem ADR handelbar ist. In der Praxis ist dies jedoch selten der Fall. Vielmehr dominieren die sponsored ADRs, bei welchem es im Eigeninteresse des Unternehmens liegt, dass eine US-Depotbank die American Depositary Receipts herausgibt. Die Bank verpflichtet sich dann, die Zertifikate aufzulegen, Stimmrechte für die Aktionäre zu übernehmen und die Dividenden für das ADR auszuschütten.
Die Vorteile der ADRs
ADRs bieten den Vorteil der Handelbarkeit. Denn diese können Anleger an verschiedenen Börsen handeln. Die amerikanischen ADRs stehen beispielsweise auch an den bekannten Handelsplätzen in Deutschland zur Verfügung. Hier können Anleger problemlos in Wertpapiere investieren, die ansonsten nur schwer zugänglich sind. Beispielsweise kostet der Kauf von Hongkong-Aktien bei vielen Brokern deutlich mehr. Derartige Gebühren rentieren sich nur, wenn das Ordervolumen entsprechend hoch ist. Zudem sind ADRs zur Auszahlung einer Dividende berechtigt. Die US-Börsenaufsicht kontrolliert die ADRs – je nach Einstufung von Level I bis III gibt es unterschiedliche Regularien.
Die Nachteile der ADRs
Dem stehen jedoch teilweise auch erhebliche Nachteile gegenüber. Zwar bieten ADRs den Anspruch auf eine Dividendenzahlung. Allerdings fallen teilweise deutliche Gebühren an. Zudem besteht ein Währungsrisiko, da das ADR in US-Dollar notiert – unabhängig davon, wo der Unternehmenssitz ist. Zugleich kann eine Depotbank die Ausgabe von ADRs für ein bestimmtes Unternehmen aussetzen. Dann müssten die ADR-Besitzer evtl. ihre Position veräußern, obgleich sie weiter investiert bleiben wollen.
Investieren in chinesische Aktien via ADR?
ADRs sind ein beliebtes und probates Mittel, um in chinesische Aktien zu investieren. Denn diese stehen den deutschen Anlegern nicht für ein Direktinvestment an den chinesischen Börsen zur Verfügung.
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Allerdings sollte man berücksichtigen, dass ADRs einige Risiken bergen. Dennoch sprechen die einfache Zugänglichkeit, die leichte Handelbarkeit oder die Regulierung durch die Börsenaufsicht dafür, dass ADRs geeignet sind, um an der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas zu partizipieren.
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