Das Investment in Aktien ist seit jeher eine der besten Möglichkeiten, langfristig eine hohe Rendite zu erzielen. Der Preis dieser Rendite ist jedoch das Risiko, welches am Aktienmarkt stets mitschwingt. Anleger tun gut daran, die Risiken zu kennen. Auf diese Weise läuft man nicht Gefahr, unvermittelt mit hohen Verlusten konfrontiert zu werden. Glücklicherweise sind die meisten Risiken kalkulierbar und es gibt Wege, diese zu minimieren.
Steigt das Risiko mit der Rendite?
In vielen Fällen hängen Rendite und Risiko miteinander zusammen. Gilt ein potenzieller Kreditnehmer als unzuverlässig, verlangen Kreditgeber höhere Zinsen. Aus diesem Grund bringen Hochrisikoanleihen am Anleihenmarkt auch höhere Renditen ein.
Bei Aktien ist die Lage allerdings etwas anders. Risikobehaftete Aktien müssen nicht zwangsläufig mehr Rendite einbringen als risikoarme Papiere. Wer über mehrere Jahrzehnte die Aktien von zuverlässigen Dividendenaristokraten im Depot hat, wird womöglich am Ende besser dastehen als jemand, der ständig nur auf hochspekulative Aktien setzt.
Gleichzeitig kann es sich natürlich auch auszahlen, auf die spekulative Aktie eines kleinen Unternehmens zu setzen, welches Jahre später zu einem Global Player wird. Das Risiko ist hierbei, dass man vorher nicht wissen kann, welche Aktie einmal durchstarten wird. Setzt man auf das falsche Pferd, kann sehr schnell viel Geld verloren gehen.
Spekulationen am Aktienmarkt
Eines der größten Risiken bei der Aktienanlage überhaupt ist die teils spekulative Natur des Aktienmarktes an sich. Das bedeutet nicht, dass Aktien bloße Zockerei sind. Allerdings werden am Aktienmarkt in erster Linie die Erwartungen an die Zukunft gehandelt. Gehen Anleger davon aus, dass ein Unternehmen in Zukunft wachsen wird, kaufen sie dessen Aktien und der Aktienkurs steigt. Verdüstern sich die Prognosen hingegen, werden die Aktien abgestoßen und der Kurs sinkt.
Um nicht im Dunkeln zu tappen, greifen Analysten und Anleger auf eine Vielzahl an Zahlen und Informationen zurück. Dinge wie Unternehmenszahlen, Chartanalysen und das aufmerksame Verfolgen von Unternehmens- und Wirtschaftsnachrichten kann auch Privatanlegern dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Mit absoluter Gewissheit kann jedoch niemand sagen, in welche Richtung sich die Kurse entwickeln werden. Dies läd natürlich zu Spekulationen ein. Die Gefahr dabei ist, sich zu verspekulieren. Konkret können sich hieraus die folgenden Risiken ergeben.
1. Falsches Market Timing
Viele Anleger versuchen, den richtigen Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt für eine Aktie zu timen. Die Hoffnung dabei ist, die Aktie zu kaufen, ehe sie beginnt, zu steigen. Gleichzeitig sollen die eigenen Anteile möglichst verkauft werden, während sich der Kurs gerade auf dem Höhepunkt befindet.
Das Problem dabei ist, dass es sehr schwierig ist, den Markt genau abzupassen. Steigt man als Anleger ein und der Kurs bricht kurz darauf ein, verliert man womöglich eine Menge Geld. Das Risiko falschen Timings ist besonders bei kurzfristigen Spekulationen gegeben.
Die beste Möglichkeit dieses Risiko zu minimieren, ist, sich erst gar nicht auf kurzfristige Spekulationen einzulassen. Wer einen langfristigen Buy&Hold-Ansatz verfolgt, ist weit weniger davon abhängig, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg zu erwischen.
Alternativ bietet sich unter Umständen auch ein Aktiensparplan an. Hierbei investiert man nicht alles auf einen Schlag, sondern kauft die entsprechenden Aktien über einen langen Zeitraum hinweg in Raten. Durch den hierdurch auftretenden Cost-Average-Effekt kann die Gefahr kurzfristiger Schwankungen ebenfalls reduziert werden.
2. Börsenhype und Blasenbildung
Gelegentlich neigen die Spekulationen dazu, sich zu verselbstständigen. Dies geschieht besonders oft, wenn es um ein Zukunftsthema oder eine brandneue Branche geht. Das beste Beispiel hierfür war die Internet-Blase zur Jahrtausendwende.
Während immer mehr Anleger einsteigen und ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, steigen die Kurse der entsprechenden Aktien in immer schwindelerregendere Höhen. Diese Entwicklung kann eine gefährliche Eigendynamik aufbauen. Fundamentaldaten spielen dann keine Rolle mehr. Anleger kaufen die Aktie zu noch höheren Preisen – nicht, weil sie diese für realistisch halten, sondern weil sie glauben, dass sich jemand findet, der noch mehr zu bezahlen bereit ist.
Irgendwann platzt jedoch jede Blase einmal. In dem Fall stürzen die Kurse plötzlich rasant in den Keller. Ein solcher Börsen-Crash kann enormen wirtschaftlichen Schaden anrichten.
Als Anleger sollte man grundsätzlich immer eine gesunde Portion Skepsis an den Tag legen, wenn ein neuer Anlagetrend allseits angepriesen wird. Wenn die Zahlen einer Aktie einen zu dem Schluss kommen lassen, dass sie bereits stark überbewertet ist, sollte man es sich zweimal überlegen, ob man wirklich einsteigen will. In dem Fall sollte man sich nicht von der Fear of Missing Out (FOMO) zu einer unüberlegten Handlung verleiten lassen.
Das Risiko einer nicht ausreichenden Diversifizierung
Es muss allerdings nicht immer eine Blasenbildung oder ein breitflächiger Börsen-Crash sein. Manchmal geraten auch einfach einzelne Branchen in eine Krise. Auch politische Krisen, die bestimmte Länder oder Regionen erfassen, können Einfluss auf die Kursentwicklung an den Aktienmärkten haben.
Wenn man sich als Anleger nun viele Aktien aus der gleichen Branche oder dem gleichen Land ins Depot holt, besteht die Gefahr, dass eine begrenzte Krise einen Großteil des eigenen Portfolios im Wert abstürzen lässt.
Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, das eigene Portfolio möglichst breit aufzustellen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Diversifizierung. Darunter versteht man die Aufteilung des eigenen Investments in Aktien aus unterschiedlichen Sektoren, Branchen, Ländern und Regionen. Dadurch wird das Risiko lokal begrenzter Kurseinbrüche minimiert.
Im Übrigen beinhaltet eine gute Diversifizierung durchaus auch das Investieren in andere Anlageklassen außer Aktien. Dies können Anleihen, Immobilien, Edelmetalle oder andere Geldmarktinstrumente sein.
Volatilität als Risikofaktor
Ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor ist die Volatilität einer Aktie. Damit ist die Neigung einer Aktie zu starken Kursschwankungen gemeint. Je volatiler ein Wert ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von starken Kursausschlägen. Dies kann positiv sein, wenn der Aktienkurs innerhalb kurzer Zeit stark steigt. Gleichzeitig kann der Kurs aber auch sehr schnell fallen. Aus diesem Grund gelten volatilere Aktien meist als potenziell renditeträchtig, aber risikobehaftet.
In moderaten Mengen kann eine gewisse Volatilität durchaus von Vorteil sein. Zu einem vernünftigen Risikomanagement gehört es jedoch auch, eine gesunde Mischung aus wertstabilen Wertpapieren und volatilen Titeln zu finden.
Wie genau diese Mischung aussieht, hängt vom Sicherheitsbedürfnis und der Anlagestrategie jedes einzelnen Anlegers ab. Eine Faustregel besagt jedoch, dass die Volatilität in Portfolio mit zunehmendem Alter abnehmen sollte.
Wenn man jung ist, kann man es sich noch leisten, Krisen und zwischenzeitlich fallende Kurse auszusitzen. Jede Krise hat einmal ein Ende und irgendwann werden die meisten Kurse wieder steigen. Ist man jedoch bereits in dem Alter, in welchem die Rente bald bevorsteht, kann man es sich unter Umständen nicht länger leisten, auf steigende Kurse zu warten, ehe man sein Geld abzieht.
Aus diesem Grund empfehlen Experten, die Aktienquote – also den Anteil der Aktien im Depot – im Laufe der Jahrzehnte schrittweise zu senken und stattdessen in Anleihen zu investieren. Diese gelten als sehr wenig volatil. Sie werfen zwar nur eine vergleichsweise geringe Rendite ab, verlieren dabei jedoch auch während einer Krise nicht stark an Wert. Sie eignen sich daher hervorragend um bereits erzielte Renditen „in Sicherheit zu bringen“.
Fazit
Aktienanlage und Risiko gehen bis zu einem gewissen Grad Hand in Hand. Ein Investment in Aktien gänzlich ohne Risiko gibt es nicht. Gleichfalls hat man als Anleger jedoch stets die Möglichkeit, das eigene Risiko zu minimieren.
Risikomanagement ist ein Grundpfeiler der Wertpapieranlage. Wie viel Risiko man im Endeffekt bereit ist, einzugehen, hängt von einem selbst ab.