In den letzten Jahren wanderten immer mehr chinesischen Aktien in die Depots deutscher Anleger. Während vor einigen Jahren China-Aktien wohl eher die Ausnahme als die Regel beim Privatanleger waren, lesen wir heute überall etwas über die vielversprechenden Unternehmen im Reich der Mitte. Die einen Anleger schwören auf die überdurchschnittlichen Chancen, die anderen Investoren stehen dem Ganzen skeptisch gegenüber. Folglich geht es im folgenden Beitrag um die Chancen und Risiken, die Investments in China mit sich bringen.
Wie kann ich in China Aktien investieren?
Zunächst einmal stellt sich jedoch die Frage, wie man überhaupt als Anleger in China investieren kann. Die gute Nachricht vorweg: Mittlerweile gibt es chinesische Aktien bei jedem Broker im Angebot. Der einfachste Weg ist das Investieren an der New York Stock Exchange. Dort sind ADR Zertifikate gelistet, die das Recht an einer Aktie verbriefen. Die US-Börsenaufsicht SEC überwacht diese ADRs, die mit einer hohen Liquidität überzeugen.
Zugleich kann man an der Hong Kong Stock Exchange auch unmittelbar in die Aktien vieler chinesischer Unternehmen investieren. Demgegenüber sind die inländischen Börsen Shanghai und Shenzhen den chinesischen Anlegern und institutionellen Investoren vorbehalten.
Die Chancen im Überblick
Eine überdurchschnittliche Rendite ist der Grund dafür, dass viele Anleger auf chinesische Aktien setzen. Doch warum weisen die Unternehmen im Reich der Mitte eine derart große Chance auf, in Zukunft den weltweiten Durchschnitt zu schlagen?
Starkes Wirtschaftswachstum
Das Wirtschaftswachstum in China ist enorm, obgleich man den offiziellen Angaben wohl nicht immer vollständig vertrauen kann. In den letzten 30 Jahren gab es im Durchschnitt knapp 10 % Wirtschaftswachstum pro Jahr. Selbst im Corona-Jahr gab es ein Wachstum von über 5 %, während die meisten Volkswirtschaften mit Rückgängen des BIPs zu kämpfen hatten. Heute ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und wird aller Voraussicht nach in Zukunft die Nummer 1 werden. In den nächsten 20 Jahren soll die Wirtschaft weiter mit 6 % pro Jahr wachsen.
Zukunftsweisende Strategien
Die sogenannte Road-and-Belt-Initiative soll in China das Wachstum für die nächsten drei Jahrzehnte garantieren. Dabei handelt es sich um das größte Projekt im Bereich Infrastruktur der letzten Jahrzehnte. 2013 fiel der Startschuss. Bis 2049 möchte man weltweit in die Infrastruktur investieren. Dabei verleiht China verzinstes Geld an Länder, die bei der Weltbank oftmals keine Kredite bekommen würden. Sofern die Kredite nicht zurückgezahlt werden können, bekommt China die Kontrolle über die Infrastruktur. Besonders Südostasien und Afrika gelten als avisierte Ziele der chinesischen Regierung. Hier gibt es in den Emerging and Frontier Markets noch enormes Potential.
Fortschrittlich orientiert
China setzt auf Fortschritt, Digitalisierung und Wachstum. Hier hält man sich nicht lange mit der Vergangenheit und dem Status quo auf. Die Verantwortlichen investieren, was das Zeug hält, um China für die Zukunft wettbewerbsfähig zu machen. Ganz gleich, ob Digitalisierung, E-Mobilität, Künstliche Intelligenz oder Erneuerbare Energien – es gibt kaum einen Bereich, in welchen nicht beträchtliche Gelder fließen.
Die Risiken im Überblick
Demgegenüber gibt es jedoch einige Probleme und Risiken, warum sich einige Anleger gegen das Investieren in China entscheiden. Einen Überblick über die drei entscheidenden Aspekte gibt es hier.
Politische Abhängigkeit
In China sind Wirtschaft und Politik eng miteinander verbunden. Die Unternehmen und Ressourcen ebendieser befinden sich in der Hand der Partei. Die Partei setzt zugleich auf Zensur, um den Staat und die Partei zu schützen. Damit will man Stabilität gewährleisten. Dies ist auf den ersten Blick durchaus keine schlechte Ausgangslage. Denn die Anleger lieben stabile Wirtschafts- und Politikverhältnisse.
Allerdings kann es auch immer mal wieder vorkommen, dass die chinesische Regierung einzelne Branchen reguliert oder ihr bestimmte Unternehmen missfallen. Dann sind deutliche Kurskorrekturen möglich. Selbst ein Totalverlust scheint nicht ausgeschlossen, obgleich diesem mit Diversifikation vorgebeugt werden kann.
Handelskrieg
Zudem waren sich die USA und China in den letzten Jahren nicht wirklich freundlich gesinnt. Der US-amerikanische-chinesische Handelskrieg sorgte immer wieder für scharfe Korrekturen an der Börse. Hier will wohl jeder in Zukunft, den Platz als größte Volkswirtschaft der Welt für sich beanspruchen. Doch mittelfristig sollten beide Staaten erkennen, dass ein feindlicher Antagonismus keine Lösung ist. Zwar scheint auch eine harmonische Freundschaft zwischen China und USA Utopie. Dennoch wird China auch in Zukunft weiterwachsen, ganz gleich, ob dies der US-Regierung gefällt oder nicht.
Bei Anlegern weniger beliebt
Zugleich sind chinesische Aktien bei Anlegern weniger beliebt. Dies mag in den zuvor beschriebenen Risiken begründet sein. Deshalb werden chinesische Aktien im Vergleich zu den US-amerikanischen Pendants häufig mit einem geringeren Multiple gehandelt. Trotz starkem Wachstum steigen die Kurse nicht so stark an, wie bei einem amerikanischen oder auch europäischen Unternehmen.
Das Fazit: Soll ich in China Aktien investieren?
Ganz klar, jeder Investor sollte bereits aus Gründen der Diversifikation auch in China investieren. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt gehört schlichtweg nicht ignoriert.
Zugleich scheinen die Chancen die Risiken zu überwiegen. Die politische Abhängigkeit ist zweifelsfrei vorhanden. Dennoch verfolgt auch die chinesische Regierung ambitionierte Ziele und ist dabei auf die privaten Unternehmen angewiesen. Zugleich könnte in Zukunft das Vertrauen der Anleger in China-Aktien steigen. Dann dürften auch die Bewertungskennzahlen zum amerikanischen Niveau angeglichen werden.