NewsIn chinesische Aktien investieren: Diese Risiken sollten Anleger berücksichtigen

In chinesische Aktien investieren: Diese Risiken sollten Anleger berücksichtigen

In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung des chinesischen Aktienmarktes stark zugenommen. Angetrieben vom unaufhörlichen Wirtschaftswachstum Chinas und begünstigt durch die Öffnung des chinesischen Anlagemarktes durch die Regierung, strömten zuletzt immer mehr ausländische Anleger in chinesische Aktien. Doch neben hohen Renditen lauern dort durchaus auch eine Reihe von Risiken, welche man nicht unterschätzen sollte.

Der Staat regiert mit

In China ist die Macht der Kommunistischen Partei absolut. Dies gilt auch für die Wirtschaft. Nach wie vor greift die Regierung immer wieder steuernd in die heimische Wirtschaft ein. Dabei braucht sich Peking jedoch nicht nur auf die Wirkung eigener Gesetze und Vorschriften zu beschränken. In den meisten großen Aktienunternehmen sind Parteikader ein fester Bestandteil der Führungsriege.

Die Kontrollwut der chinesischen Regierung wird für Anleger stets dann ein Problem, wenn diese der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens zuwider läuft. Das beste Beispiel hierfür sind die Geschehnisse rund um den Internet-Giganten Alibaba und dessen Gründer Jack Ma, welcher im vergangenen Jahr für einige Monate verschwunden war, nachdem er die allzu strenge Kontrolle der chinesischen Behörden kritisiert hatte.

In den folgenden Monaten hatte Peking gegenüber zahlreichen Unternehmen Strafen wegen angeblicher Verstöße im Zusammenhang mit zu großer Marktmacht aufgebrummt. Der für manche überraschende neue Kurs der chinesischen Regierung hatte an den Börsen bei diversen Aktien vorübergehend für Kursverluste gesorgt.

Es dürfte keineswegs das letzte Mal gewesen sein, dass sich die chinesische Regierung auf eine solche Weise einmischt. Gerade die besonders erfolgreichen und dementsprechend bei Anlegern beliebten Tech-Giganten könnten aufgrund ihrer Größe und ihres Einflusses auch künftig ins Visier der Behörden geraten.

Unzuverlässige Buchhaltung und intransparente Wirtschaftszahlen

Eine der Grundlagen für eine vernünftige Aktienauswahl ist das Vorhandensein von zuverlässigen Unternehmenszahlen anhand derer man eine präzise Bewertung der entsprechenden Aktien vornehmen kann. Jedoch steht hinter den Zahlen, welche von chinesischen Unternehmen vermeldet werden, zumindest zum Teil ein Fragezeichen.

Grund hierfür sind die teils anderen Standards bei der Buchführung. Zudem unterliegt in China auch die Wirtschaftsprüfung öffentlich gehandelter Unternehmen weniger strengen Vorschriften als in den westlichen Industrieländern. So sind z. B Versuche, einen einheitlichen Standard bei der Wirtschaftsprüfung in China durchzusetzen, bisher am Widerstand der einheimischen Unternehmen gescheitert. Diese wurden dabei von der Regierung selbst angewiesen, nicht mit ausländischen Organisationen zu kooperieren.

Auch Zahlen mit Blick auf die chinesische Wirtschaft als Ganzes werden von Experten zum Teil in Zweifel gezogen. So folgte das Wachstum der chinesischen Wirtschaft offiziell über Jahrzehnte hinweg den Vorgaben der von der Regierung herausgegebenen Fünf-Jahres-Pläne. Dass lokale Gouverneure die Wirtschaftszahlen ihrer jeweiligen Provinzen schönen, um die Vorgaben der Zentralregierung zu erfüllen, hatte derweil in den letzten Jahren sogar schon auf dem Volkskongress für Spott gesorgt.

Für Anleger wird es durch diesen Mangel an Transparenz schwer, sich ein unabhängiges Bild von der tatsächlichen wirtschaftlichen und finanziellen Lage des chinesischen Marktes zu machen. Wo institutionelle Anleger noch Möglichkeiten haben, selbst an akkurate Informationen zu gelangen, tappen Privatanleger gelegentlich im Nebel.

Schwelender Konflikt mit den USA

Die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass sich die USA und China zunehmend auf Konfrontationskurs befinden. Grund hierfür sind dabei zum einen wirtschaftliche Differenzen. Diese haben bereits in der Vergangenheit zu Sanktionen geführt.

Noch bedeutsamer ist jedoch die geopolitische Natur des Konflikts. China ist bestrebt, seinen eigenen Einflussbereich so weit wie möglich auszubauen und fordert dabei die politische, wirtschaftliche, technologische und militärische Vormachtstellung der USA heraus. Die daraus resultierenden Bruchlinien dürften sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Zukunft noch weiter vertiefen.

Für Anleger birgt dieser Konflikt ein bisher noch kaum abzuschätzendes Risiko. Die schwarze Liste, auf welcher sich mittlerweile einige chinesische Unternehmen befinden, denen die US-Regierung eine zu große Nähe zum chinesischen Militär vorwirft, dürfte dabei nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was noch kommen könnte.

Dies bedeutet natürlich nicht, dass man deshalb als Anleger die Finger von chinesischen Aktien lassen sollte. Jedoch ist es ratsam, die Gefahr eines sich weiter verschärfenden Konflikts langfristig auf dem Schirm zu haben und bei der eigenen Anlagestrategie zu berücksichtigen.

Fachredaktion
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