NewsGerd Kommer: "Das ist deutlich mehr als wir erwartet haben"

Gerd Kommer: „Das ist deutlich mehr als wir erwartet haben“

Ende Juni ging der Investmentbanker und Bestseller-Autor mit seinem eigenen ETF ins Rennen. Ist der Start gelungen? Antworten zu dieser und weiteren spannenden Themen finden Sie hier im Interview.

Gerd Kommer Capital*

AktienNews24: Wie haben sich die ersten Monate seit dem Start des ETF* entwickelt? Gab es unerwartete Herausforderungen oder positive Überraschungen?

Gerd Kommer: Heute per 19. Juli haben wir ein Fondsvolumen von knapp 50 Millionen Euro. Damit sind wir sehr zufrieden. Es ist deutlich mehr als wir für die ersten vier Wochen erwartet haben.

Allerdings muss ich dazu eine kleine technische Anmerkung machen: Die Finanzportale und Online-Broker zeigen das korrekte Fondsvolumen, je nach Plattform, mit einer Zeitverzögerung von bis zu vier Wochen an. Bei einem jungen stark wachsenden Fonds hinken die angezeigten Zahlen damit der Realität manchmal einige Zeit hinterher. Das gilt auch für unseren ETF.

Zum anderen Teil Ihrer Frage: Eine für mich unerwartete Sache war, dass es recht mühselig war, die Online-Broker und Banken dazu zu bringen, den ETF so schnell wie möglich nach dem Xetra-Launch am 21. Juni auf der jeweiligen Plattform zu listen. Das war zum Teil recht zäh. Ein klein wenig hatte ich da das Gefühl, dass sich die in den letzten Jahren ausufernde Bürokratie und Langsamkeit in Deutschland inzwischen auch auf diesem Gebiet breit gemacht hat. Aber vielleicht hatte das auch andere Gründe.

AktienNews24: Ihr Volumensziel ist ja bekanntlich ein verwaltetes Vermögen von einer Milliarde Euro. Werden Sie das schaffen?

Gerd Kommer: In unserer konventionellen Vermögensverwaltung und unserem Robo* Gerd Kommer Capital* haben wir aktuell zusammen Assets under Management von rund 850 Millionen Euro. Im neuen ETF streben wir an, in 12 bis 24 Monaten die 500 Millionen Marke zu nehmen und danach solle es natürlich weiter nach oben gehen.

AktienNews24: Von Ihrem ETF* gibt es eine thesaurierende und eine ausschüttende Variante. Welche wird bisher von den Anlegern bevorzugt?

Gerd Kommer: Die thesaurierende Variante liegt leicht vorne.

AktienNews24: Ihren Robo Gerd Kommer Capital haben Sie im Oktober 2020 als Joint Venture mit Scalable Capital gestartet. Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Performance und der Entwicklung des Anlagevolumens?

Gerd Kommer: Die Assets under Management bei GKC liegen aktuell – rund 33 Monate nach dem Start – bei knapp 100 Millionen Euro. Auch damit sind wir zufrieden, wenn man bedenkt, dass wir bisher fast nichts für Werbung und Marketing ausgegeben haben und angesichts dessen, dass der Robo-Sektor allgemein langsamer wächst als das noch vor ein paar Jahren allgemein prognostiziert wurde.

Wir werden in der zweiten Jahreshälfte 2023 anfangen mehr als in der Vergangenheit in Marketing zu investieren.

AktienNews24: Wenn sich Anleger nicht entscheiden können, ob sie ihr Geld in Ihren neuen ETF oder Ihren Robo Advisor anlegen sollen: Was sind kurz und knapp die jeweiligen Vorteile?

Gerd Kommer Capital*

Gerd Kommer: Letztendlich sind ein einzelner ETF – auch ein „Weltportfolio-ETF“ wie unserer – und ein Robo zwei verschiedene Lösungen, die sich an unterschiedliche Kundengruppen richten, also unterschiedliche Anlegerbedürfnisse erfüllen.

Ein ETF richtet sich primär an Do-it-Yourself-Anleger, was allerdings nicht ausschließt, dass auch andere Vermögensverwalter und institutionelle Anleger den ETF nutzen.

Ein Robo ist dagegen eine preisgünstige digitale Vermögensverwaltung für internet-affine Privatanleger, die im Standardfall eben gerade keine Do-it-Yourself-Anleger sind und auch keine sein wollen, die also nicht die Zeit, das Interesse oder das Wissen haben, um für sich selbst die richtigen ETFs zu identifizieren, eine risikomäßig passende Asset-Allokation zu bestimmen und das dann auch anfänglich und fortlaufend umzusetzen.

AktienNews24: Wie beurteilen Sie die zukünftigen Aussichten für den ETF-Markt und das Robo Advisor-Segment im Allgemeinen?

Gerd Kommer: In den deutschsprachigen Ländern befindet sich der ETF-Markt noch in den Kinderschuhen, wenn man die USA und andere angelsächsische Märkte als Maßstab nimmt. Vor diesem Hintergrund glaube ich, dass wir noch fünf oder mehr Jahre starkes Volumenswachstum bei ETFs im DACH-Raum sehen werden.

Der Robo-Sektor hat zwar bisher die ursprünglichen Wachstumserwartungen seit dem Start des ersten Robos in den USA im Jahr 2008 nicht erfüllt, aber ich glaube trotzdem aus zwei Gründen, dass Robos eine gute Zukunft haben.

Grund Nr. 1 ist, dass die erste sehr stark internet-affine Generation überhaupt jetzt erst die Altersschwelle von 30 erreicht ab der statistisch nennenswerte Sparleistungen möglich sind.

Grund Nr. 2 ist, dass die Technologie vor allem bei den Endgeräten, in den nächsten zehn Jahren noch einmal stark verbessert werden wird, was gerade bei Robos die Nutzererlebnis noch angenehmer und besser machen wird. Beides zusammen wird Robos helfen beim Sektorwachstum zuzulegen.

Gerd Kommer Capital*

Spencer Brown
Spencer Brown
Ich schreibe seit vielen Jahren für verschiedene Finanzmagazine zu den Themen Börse, Aktien und Crypto als selbstständiger Autor. Ich verfolge die Entwicklungen und Trends in der Welt der Finanzen sehr genau und teile gerne mein Wissen und meine Einschätzungen mit anderen.

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