NewsDas sind die beliebtesten Aktien-Portfolio-Strategien

Das sind die beliebtesten Aktien-Portfolio-Strategien

Die Grundsatzentscheidung für die Kapitalanlage in Wertpapieren ist gefällt, das Depot eröffnet. Nun stellt sich die entscheidende Frage: Welche Werte gehören ins Portfolio? Aktien-Portfolio-Strategien gibt es wie Sand am Meer. Doch ein Blick auf die Beliebtesten zeigt, dass vom konservativen bis zum spekulativen Anleger für jeden etwas dabei ist.

Für Risikoscheue: Die strategische Asset-Allokation

Das Grundprinzip der strategischen Asset-Allokation ist die Diversifikation, d.h. die Streuung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen hinweg. Den wohl größten Beitrag zu dieser Strategie leistete der Wirtschaftsnobelpreisträger Harry Markowitz mit seiner Portfolio-Theorie. Er legte dar, dass sich unterschiedliche Anlageklassen je nach wirtschaftlichem Umfeld auch unterschiedlich entwickeln.

Rutscht beispielsweise die Wirtschaft in eine Rezession, fallen für gewöhnlich die Aktienkurse. Gleichzeitig sorgt die Umschichtung von Kapital in sichere Häfen aber meist für steigende Anleihekurse. Ein breit gestreutes Portfolio, das neben Aktien und Anleihen auch Immobilien, Rohstoffe und Edelmetalle enthalten kann, begrenzt so wirksam das Verlustrisiko, ohne zu viel Rendite zu kosten.

Konservative Anleger, die ein solches Depot ohne großen Aufwand aufbauen möchten, können dies am einfachsten anhand eines Muster-Portfolios mit ETFs bewerkstelligen. Die beliebte Blaupause des Autors Gerd Kommer („Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs“) mit geographisch gestreuten Aktien-ETFs sowie Vorschlägen für Anleihe-, Rohstoff- und Immobilienfonds ist auf Internetportalen wie justetf.com für jedermann zugänglich.

Für Chancenorientierte, die Wert auf Sicherheit legen: Die Value-Strategie

Wer bereit ist, etwas höheres Risiko einzugehen und mehr Zeit in die Aktienauswahl zu investieren, kann der Investorenlegende Warren Buffett nacheifern. Value-Investoren suchen unterbewertete Aktien, d.h. Unternehmen, deren Wert eigentlich größer als ihr aktueller Börsenwert ist. Sobald sie einen Titel finden, der ihren Qualitätskriterien entspricht (u.a. wachsende Gewinne, geringe Schulden, eine starke Marke und eine solide Marktposition), widmen sie sich der Unternehmensbewertung.

Dazu berechnen sie mittels verschiedener Ansätze wie z.B. der discounted cash flow-Methode den „inneren Wert“ eines Unternehmens. Liegt der Börsenwert nun unter dem so errechneten „wahren“ Wert der Firma, kaufen Value-Investoren die Aktien und verkaufen sie frühestens dann, wenn der Kurs seinen fairen Wert erreicht.

Wer wie die Profis anlegen möchte, wird um etwas Finanzmathematik, Excel und die Auseinandersetzung mit dem Unternehmen nicht herumkommen. Dennoch gibt es einige Charakteristika, die auf das Vorliegen einer Value-Aktie hindeuten: Dazu zählt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von deutlich unter dem jeweiligen Index-Durchschnitt (das KGV des DAX lag in den vergangenen 30 Jahren etwas unter 20), eine Eigenkapitalquote von über 30% und zumindest in den vergangenen fünf Jahren steigende Gewinne. Auch über die Jahre wachsende Dividenden können auf einen Value-Titel hindeuten.

Für Optimisten: Die Growth-Strategie

Growth-Investoren wie der Fondslegende Peter Lynch ist es nicht so wichtig, ob ein Unternehmen heute rote Zahlen schreibt. Sie suchen nach Wachstums-Titeln, von denen sie sich in Zukunft große Gewinne erhoffen. Das Paradebeispiel für eine (ehemalige) Growth-Aktie ist der Plattformgigant Amazon. In den 1990ern als Online-Buchhandel gestartet, expandierte das Unternehmen unter Gründer Jeff Bezos in immer neue Geschäftsfelder, die in die eigene Plattform integriert wurden.

Je mehr Kunden Amazon anlockte, desto mehr Händler sahen es als vorteilhaft an, ihre Waren dort anzubieten. Das größere Angebot wiederum lockte weitere Kunden an und bescherte dem Konzern explosive Wachstumsraten, aber für eine sehr lange Zeit eben keine Gewinne.

Growth-Investoren sind also jene Anleger-Spezies, die Megatrends wie die Plattformökonomie erkennt, bevor sie für jedermann offensichtlich werden. Und in solche Unternehmen, denen sie in Zukunft starkes Wachstum zutrauen, investieren diese Anleger.

Auch die Growth-Strategie setzt intensive Recherche und Auseinandersetzung mit den potentiellen Aktien voraus. Wie bei der Value-Strategie gibt es aber auch hier ein paar Indizien, die – neben der Zukunftsphantasie des Investors – für einen Growth-Titel sprechen: Das Kurs-Umsatz-Verhältnis sollte möglichst niedrig sein, also ein hohes Umsatzwachstum andeuten. Daneben sollte das KGV über die Jahre möglichst sinken, obwohl der Kurs im Schnitt steigt, denn dann steigen die Gewinne schneller als der Börsenwert.

Für Spekulanten: Die Trendfolge-Strategie

Investoren mit kürzerem Anlagehorizont können sich schließlich für eine der zahlreichen Trendfolge-Strategien entscheiden, die auf der technischen Analyse (auch: Charttechnik) basieren. Hier geht es darum, im Kursverlauf („Chart“) einer Aktie Muster zu erkennen, die Aufschluss über die zukünftige Entwicklung geben. Ein einfaches Beispiel dafür sind Trendkanäle, die anhand vergangener Hochs und Tiefs eines Wertes eine wahrscheinliche, nach oben und unten begrenzte Spanne für künftige Kursentwicklungen prognostizieren. Verlässt der Aktienkurs den Trendkanal z.B. nach unten, wird meist eine Stop-Loss-Order ausgeführt, d.h. der Wert automatisch verkauft.

Trendfolge-Strategien sind ebenso umstritten wie (für den Anleger) aufwändig. Während Anhänger der Fundamentalanalyse wie Value-Investoren die Suche nach Dreiecken und Fibonacci-Zahlen mitunter als Esoterik verunglimpfen, verweisen technische Analysten auf historische Daten, die die Richtigkeit ihrer Theorie untermauern. Einig sind sich die meisten Beobachter hingegen in der Einsicht, dass alleine die Anwendung der Charttechnik durch zahlreiche Investoren im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung für eine gewisse Berechtigung der Trendfolge-Strategien spricht. Interessierte Anleger sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Anwendung dieser Strategie auch ein kontinuierliches Monitoring des Depots erfordert.

Eine Frage der Risikobereitschaft und der Muße

Kaum wagt der Anleger den Sprung an die Börse, schon steht er vor einem unübersichtlichen Dickicht verschiedener Strategien. Ob er sich nun für die eher „gemütliche“ strategische Asset-Allokation mittels ETF oder die aufregende Charttechnik entscheidet, hängt letztlich von seiner Risikobereitschaft und Muße ab. Wer wenig Zeit hat und auch im Crash mit einem blauen Auge davonkommen möchte, sollte sich also eher für eine konservativere Strategie entscheiden. Wer bereit ist, sich stärker mit der Börse zu beschäftigen und für einen Rendite-Kick das Risiko nicht scheut, darf hingegen auch Trendkanäle zeichnen.

Fachredaktion
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