Amazon ist ein Unternehmen, das seinesgleichen sucht. So erzielt der Marktführer im Bereich des Onlinehandels dank seiner breit gefächerten Produktpalette beeindruckende Jahresumsätze. Aufgrund seiner Wandlungsfähigkeit in Kombination mit der durchdachten Unternehmensstruktur scheint die Marktstellung auch für die kommenden Dekaden gesichert.
Doch täuscht dieser Eindruck womöglich? Schließlich ist es nicht nur an der Börse ein heikles Unterfangen, von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen. Gibt es vielleicht sogar schon heute Aktien, die das bessere Amazon darstellen könnten?
Alibaba Group
Die Alibaba Group Holding Limited wurde bereits 1999 vom ehemaligen Englischlehrer Jack Ma gegründet. Ist von dieser Dachgesellschaft die Rede, denken die meisten Anleger vor allem an die Handelsplattform Alibaba.com. Seltener kommt das Online-Auktionshaus Taobao in den Sinn. Dabei handelt es sich bei Alibaba um eine Holding, die nach eigenen Angaben die größte IT-Firmengruppe Chinas darstellt. Spätestens jetzt ist das Interesse zahlreicher Börsianer geweckt. So ist die Group nicht nur in einer aufstrebenden Branche tätig. Namentlich: dem E-Commerce. Auch sprechen die Umsätze sowie das generelle Unternehmenswachstum für sich.
Jedoch muss klar gesagt werden: Ein Investment in Alibaba ist alles andere als ein No-Brainer. Ausschließlich risikobewusste Anleger mit langem Atem und einem breit diversifizierten Portfolio können einen Blick wagen. Das liegt auch am Unternehmensstandort China. Er ist nicht nur für europäische Investoren oft undurchschaubar, was ein höheres Risiko mit sich bringt. Gleichzeitig sind die dort ansässigen Firmen auf das Wohlwollen der Regierung angewiesen. Dieses lässt sich im Vorfeld nur schwer einschätzen.
Möchtest du dein Depot dennoch mit einem spannenden E-Commerce-Giganten aus einem aufstrebenden Markt ausstatten, ist die Alibaba Group vielleicht das bessere Amazon. Gleichzeitig darfst du das unübersehbare Risiko nicht unterschätzen. Dieses könntest du streuen, indem du etwa auf ETFs mit regionalem Schwerpunkt China setzt.
Chewy
Im Gegensatz zu Alibaba agiert Chewy in einer bestimmten Nische: Tierbedarf. Das mag zunächst wenig beeindruckend klingen. Gleichzeitig darf diese klare Ausrichtung nicht darüber hinwegtäuschen, welches Potenzial im Online-Händler schlummert. So beeindruckt das 2011 als Mr. Chewy gegründete Unternehmen mit einem ansprechenden Umsatzwachstum und ebenso positiv auffallenden Gewinnen. Dieser Erfolg stellt mit Blick auf die Unternehmenshistorie keine Überraschung dar. Gründer und ehemaliger erster CEO Ryan Cohen gibt schließlich an, den 1997 erschienenen Aktionärsbrief von Jeff Bezos als wesentliche Inspirationsquelle für den Aufbau Chewys genutzt zu haben. Die Amazon Leitlinien seien eine Art Fahrplan für das zu schaffende Kundenerlebnis und den Service gewesen.
Ob Chewy sein Vorbild Amazon in Zukunft überflügeln wird? Mit Blick auf die stetig steigende Beliebtheit von Haustieren und kauffreudigen Besitzern könnte dies zumindest im wachstumsstarken Marktsegment des Tierbedarfs der Fall sein.
Etsy
Liebevoll von Hand gefertigte Einzelstücke, ökologische Kleidung, rare Vintage-Artikel oder individuelle Kunstwerke – auf Amazon sind diese Produkte selten zu finden. Anders sieht es bei der E-Commerce-Plattform Etsy aus. Sie wurde 2005 gegründet, wobei sie die Vorteile des Online-Handels mit dem Trend der Nachhaltigkeit verbindet. Ein Sinnbild soll das verdeutlichen:
Während Amazon der schnelle Fast Food Snack ist, handelt es sich bei Etsy um sorgsam zubereitete Hausmannskost. Der Trend zum bewussten Konsumieren könnte für dich als Investor eine echte Chance sein. Dabei bietet das große E gegenüber dem großen A noch einen weiteren Pluspunkt: Auf Etsy verkaufen viele kleinere Anbieter, was für eine fast schon heimelige Shopping-Atmosphäre sorgt. Auf Amazon hingegen ist das Kauferlebnis eher anonym und praktisch.
Daher kann durchaus gesagt werden, dass Etsy bereits jetzt für viele Menschen das bessere Amazon darstellt. Ob sich das in Zukunft noch verstärken wird? Deine Fantasie als Investor ist gefragt.
JD.com
Ebenso wie Alibaba ist auch JD.com ein Internetunternehmen aus China. Seine Marktkapitalisierung ist im direkten Vergleich dazu zwar kleiner, doch zählt es trotzdem zu den wichtigsten E-Commerce-Akteuren des Landes. Vielversprechend sind neben dem breit gefächerten Produktportfolio der gleichnamigen Online-Handelsplattform ebenso die unterschiedlichen Beteiligungen von JD.com.
So ist das Unternehmen einer der Hauptanteilseigner der vietnamesischen E-Commerce-Plattform Tiki. Auch hält es große Anteile am E-Commerce-Anbieter Farfetch mit Sitz in London. Darüber hinaus investierte JD.com bereits 2015 in die Supermarktkette Yonghui Superstores. Wenn du ein aufstrebendes Internetunternehmen mit breitem Burggraben suchst, könnte JD.com also durchaus einen Blick wert sein. Zugleich sind aufgrund des Standorts die zusätzlichen Risiken ähnlich wie bei Alibaba zu bewerten.
Rakuten
Bei Rakuten handelt es sich um ein im JASDAQ notiertes Online-Unternehmen. Bist du begeisterter Online-Shopper, wird dir dessen Tochterunternehmen Rakuten Deutschland GmbH ein Begriff sein. Dank zahlreicher Übernahmen in unterschiedlichen Ländern konnte sich der Anbieter zu einer der zehn größten E-Commerce-Firmen weltweit mausern. Gleichzeitig betreibt Rakuten die größte Internetbank Japans. Auch die erfolgreichste Kreditkarte nach Transaktionen des Landes wird vom Unternehmen mit Hauptsitz in Tokio bereitgestellt. Zusätzlich ist der Anbieter in den Bereichen Mobilfunk und digitaler Content tätig.
Dank über 1,4 Milliarden registrierten Mitgliedern weltweit und Niederlassungen in 30 Ländern ist wahrscheinlich, dass die Rakuten K.K. auch weiterhin zu den Big Playern des Sektors zählen wird. Ob sie dabei das bessere Amazon darstellt, das lässt sich nicht absehen. Jedoch gilt dies auch für die anderen vorgestellten Titel. Schließlich ist und bleibt die Zukunft unvorhersehbar.