Die meisten Unternehmen in Deutschland haben lediglich eine einzige Aktiengattung – die sogenannten Stammaktien (ST). Eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Aktien gibt es insbesondere in der deutschen Börsenlandschaft, obgleich auch einzelne Unternehmen in den USA (Beispiel Alphabet mit A, B und C Aktien) die Aktien unterteilen.
Eines der bekanntesten Unternehmen mit mehreren Aktiengattungen in Deutschland ist BMW. Denn hier gibt es die BMW Vorzugsaktie zusätzlich zu den Stammaktien. Was man alles über diese Aktie wissen muss, erfahren Anleger im folgenden Beitrag.
Denn eins steht fest: bevor man sich an einem Unternehmen beteiligt und in Aktien investiert, sollte man immer prüfen, mit welchen Rechten die jeweiligen Aktien einhergehen. Schließlich sind Informationen stets die Basis einer Investmentstrategie.
Aktiengattungen: Stammaktien vs. Vorzugsaktien
Wenn man in Deutschland Aktien kaufen möchte, gibt es teilweise verschiedene Aktiengattungen. Bei Interesse für den deutschen Fahrzeughersteller BMW muss man zwischen den Stammaktien (ST) und Vorzugsaktien (VZ) unterscheiden.
Die Stammaktien (ST) werden auch als Voting Shares, Common Stocks oder Common Share bezeichnet. Demgegenüber sind die Vorzugsaktien auch unter den Namen Vorrechtsaktien, Preference Shares oder Priority Shares bekannt.
BMW Stammaktie
Die BMW Stammaktie wird mit der ISIN DE000519003 gehandelt. Die WKN-Nummer ist die 519000.
BMW Vorzugsaktie
Die BMW Vorzugsaktie wird mit der ISIN DE0005190037 gehandelt. Die WKN-Nummer ist hier die 519003.
Stammaktie vs. Vorzugsaktie: Wie entwickelt sich der Aktienkurs bei BMW?
Beide Aktien von BMW lassen sich an der Börse handeln. Aktuell notiert die BMW Stammaktie bei rund 74,70 Euro. Demgegenüber kostet die BMW Vorzugsaktie lediglich 69,90 Euro. Es lässt sich somit feststellen, dass die Vorzugsaktie die günstigere Wahl ist. Wer die Vorzugsaktien kauft, kann somit für den gleichen Betrag mehr Anteile an BMW erwerben.
Auch die Kursentwicklung der einzelnen BMW Aktien ist unterschiedlich.
Beispielsweise verlor die BMW ST Aktie im laufenden Jahr rund 18 %, während die BMW Vorzugsaktie lediglich um 5,7 % nachgab. In den vergangenen fünf Jahren stieg die BMW ST um rund 12,25 %, bei der BMW VZ waren es demgegenüber nur 4,5 %.
🚀 Dein Start in die Welt der Aktien: Gebührenfreies Demokonto testen
Je nach Marktphase performten in der Vergangenheit somit unterschiedliche Aktien von BMW besser.
Chancen für Privatanleger: BMW Vorzugsaktie die bessere Wahl
Der entscheidende Unterschied für die Herausgabe einer Vorzugsaktie ist in der Regel das Stimmrecht. Denn Vorzugsaktien kommen nicht mit einem Stimmrecht einher. Die Gründer oder Eigentümer des Unternehmens möchten somit weiterhin über die operative Entwicklung entscheiden und emittieren infolgedessen Aktien ohne Stimmrecht. Eine solche Aktie ist die BMW Vorzugsaktie. Denn der Streubesitz beläuft sich bei BMW auf über 53 % aller Aktien. Damit nicht Großinvestoren die Entscheidungshoheit erhalten, führte die Eigentümerfamilie Aktien ohne Stimmrecht ein – die BMW Vorzugsaktien.
Für den typischen Kleinanleger dürfte das Stimmrecht jedoch vernachlässigbar sein. Regelmäßig wollen die Anleger ihr Stimmrecht nicht ausüben oder führen sogar ein Depot bei einem Broker, der keine Eintragung in das Namensregister des Unternehmens vornimmt. Dann sprechen die besseren Gründe für die Vorzugsaktie. Es lohnt sich auch aufgrund des höheren Kurses schlichtweg nicht, die Stammaktie von BMW zu kaufen.
Dividende
Wer eine BMW Vorzugsaktie besitzt, erhält eine höhere Dividende als bei der BMW Stammaktie. In den Jahren von 2010 bis 2021 lag die Dividende der Vorzugsaktie exakt 2 Cent höher als bei der Stammaktie. Daraus ergeben sich insbesondere bei größeren Investments bedeutende Unterschiede. Denn zum einen erhalten die Anleger für eine bestimmte Summe X mehr BMW Vorzugsaktien als BMW Stammaktien. Zum anderen ist die Dividende je BMW Vorzugsaktie höher. Aktionäre profitieren somit im Hinblick auf die Gewinnausschüttungen von BMW doppelt.
Nachzahlung
Einen Vorteil bietet die BMW Vorzugsaktie auch dergestalt, dass bei einer ausbleibenden Dividendenzahlung ein Anspruch auf eine Nachzahlung existiert. Wenn in einem Jahr keine Dividende ausgezahlt werden kann, gibt es nur für die BMW Vorzugsaktie eine Nachzahlung.
ℹ️ Unsere aktuellen Favoriten: Die gebührenfreien Depots von Smartbroker* und eToro*
Liquidation
Bei einem etwaigen Konkurs von BMW würde wohl für die meisten Aktionäre der Totalverlust drohen. Denn Eigenkapitalgeber – dazu gehören Aktionäre – stehen in der Rangordnung hinter den sonstigen Gläubigern, die dem Unternehmen Fremdkapital zur Verfügung gestellt haben. Nichtsdestotrotz werden Inhaber der BMW Vorzugsaktie gegenüber der BMW ST privilegiert. Der Anteil am Liquidationserlös liegt über den Stammaktionären.
Vorzugsaktie bei BMW: kein Stimmrecht für die Ewigkeit?
In der Regel dürfte die BMW Vorzugsaktie das Stimmrecht für Inhaber langfristig ausschließen. Doch grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, stimmrechtslose Aktien umzuwandeln. Wenn die Aktionäre in der HV die Umwandlung beschließen und alle Vorzugsaktionäre damit einverstanden sind, kann die Vorzugsaktie theoretisch zur Stammaktie werden. Relevant ist dies insbesondere, wenn Nachzahlungen bei den Dividenden ausbleiben. Denn dann wandelt sich die ehemalige BMW Vorzugsaktie ganz automatisch temporär gem. § 140 AktG in eine Stimmrechtsaktie um.