Dass die Investoren-Legende Warren Buffett gerne als Inspiration für Privatanleger gilt und viele Retail-Händler auch gerne blindlings dem Orakel von Omaha folgen, ist altbekannt. Nun setzt Warren Buffett auch im hohen Alter erneut Trends. Denn seine Investments im japanischen Aktienmarkt sorgen für Begeisterung.
Tausende Anleger sehen hier aktuell ganz im Stile eines Value-Investors die Chance, in einem möglicherweise günstig bewerteten Aktienmarkt zu investieren, der die US-amerikanischen und europäischen Pendants in den nächsten Monaten outperformen wird. Japanische Aktien werden wieder beliebter – Warren Buffett sei Dank.
Denn in einer einzigen Handelswoche im April (10-14.04) sollen Anleger aus den USA für umgerechnet 7,83 Milliarden $ in japanische Unternehmen investiert haben. Nach einem Interview von Warren Buffett bei der japanischen Nachrichtenseite Nikkei stieg das Interesse sprunghaft.
Warren Buffett baut Japan-Beteiligung auf: Sogo Shosha im Fokus
Bereits 2020 stieg der Star-Investor Warren Buffett mit Berkshire Hathaway massiv in den japanischen Aktienmarkt ein und kaufte fünf japanische Handelsfirmen. Nun soll der ehemalige Anteil von rund 5 % auf 7,4 % ausgebaut worden sein. In mehreren Schritten hat Warren Buffett somit seine Investments verstärkt. Zugleich zeigte sich Buffett in einem Interview offen, seine Investments in den nächsten Monaten und Jahren noch deutlich weiter auszubauen.
Mit den fünf Investments von Warren Buffett hält Berkshire Hathaway einen gewichtigen Anteil an den großen Handelshäusern Japans, den Sogo Shosha. Diese Unternehmen entwickelten sich zu einem beträchtlichen Anteil aus den Industriekonglomeraten und weisen durch eine diversifizierte Aufstellung starke Parallelen zu Berkshire Hathaway auf.
Die sogenannten Sogo Shosha, die japanischen Handelshäuser, gehen mit ihren Kunden eine intensive Partnerschaft ein und bieten diesen Zugang zu gigantischen Netzwerken in Japan. Dafür gibt es im Gegenzug eine Beteiligung an den Umsätzen. Fast ein Drittel der Importe in Japan laufen über die Sogo Shoshas, obgleich deren Relevanz in den letzten Jahrzehnten sank.
Mit günstigen Bewertungen und hohen Dividendenrenditen fügen sich die japanischen Aktien in die Anlagestrategie von Warren Buffett ein – denn genau derartige Qualität zu einem günstigen Preis sucht das Orakel von Omaha immer wieder und wird in seinen geliebten USA wohl seltener fündig. Schließlich ist der japanische Aktienmarkt deutlich günstiger als die US-Aktien bewertet.
Berkshire Hathaway „nur“ in fünf Japan-Aktien investiert
Übrigens beläuft sich das Investment von Berkshire Hathaway in Japan eben auf diese fünf Handelskonzerne: Itochu, Mitsubishi Corporation, Mitsui & Co., Sumitomo und Marubeni. Dennoch zeigt sich Buffett weiteren Investitionen in Japan offen. Die attraktive Dividendenpolitik und großzügige Aktien-Rückkaufprogramme sorgen für einen hohen ROI bei Buffetts Investments. Denn nicht erst einmal äußerte sich der Kopf hinter Berkshire Hathaway explizit, dass man Aktienrückkäufe bei Unternehmen sehr schätze.
Das Investment in die fünf japanischen Aktien könnte sich in Zukunft ausweiten. Denn man wolle mit den Handelshäusern in Zukunft bei neuen Deals zusammenarbeiten. Schließlich sind die Sogo Shosha ebenfalls als Beteiligungs- und Investmentgesellschaften aktiv. Mit einem japanischen Partner vor Ort könnten sich Warren Buffetts Bemühungen in Zukunft deutlich ausweiten, was dann auch zu einer höheren Attraktivität für Japans Aktienmarkt führen würde. Denn weiterhin bleibt Buffett ein geschätzter Investor, dessen Wort Gewicht hat.
Analysten sehen die jüngsten Investments überaus positiv. Beispielsweise äußerte sich Lorraine Tan von Morningstar Asia dergestalt, dass Buffetts Käufe den breiten Markt daran erinnern dürften, dass es in Japan attraktive und günstige Möglichkeiten für Investments gebe.
Geopolitische Spannungen zwischen USA & China: Japan als Buffetts Ausweg
Nachdem Warren Buffett zuletzt seine Beteiligung am führenden Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor reduzierte, obgleich er diese erst im dritten Quartal 2022 aufbaute, liegt der neue Fokus auf Japan. Die geopolitischen Risiken, die sich durch die Konflikte zwischen China und USA eben auch auf Taiwan als Sitz von Taiwan Semiconductor auswirken, waren wohl die primäre Ursache beim Aktienverkauf von TSMC. Das Kapital wolle Buffett nach eigenen Angaben an besseren Orten einsetzen, wohl auch sichere Orte waren hiermit gemeint.
Japanische Aktien: Ist die jahrzehntelange Stagnation vorbei?
1989 endete der japanische Aufstieg. Die Immobilienblase platzte im asiatischen Land und das Wirtschaftswachstum fand ein jähes Ende. Zahlreiche Unternehmen gingen insolvent und die Zentralbank reagierte mit einem Konjunkturprogramm, das die Probleme jedoch nicht löste. Denn die starke Aufwertung des Yen minderte die Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen.
Die Konsumlaune ging zurück und die japanische Bevölkerung fuhr einen harten Sparkurs. Deflation und Stagnation waren die Folge – und das rund 20 Jahre lang. Geringe Inflation, kaum Wachstum bei der Produktivität und eine alternde (schrumpfende) Bevölkerung belasteten die japanische Volkswirtschaft.
Dennoch sehen wir seit den Tiefs rund um die globale Finanzkrise 2008/2009 einen gesunden Aufwärtstrend, den der Nikkei 225 zuletzt etablierte. Die aktuelle Konsolidierung könnte frei nach Warren Buffett eine Chance für den Einstieg in den japanischen Aktienmarkt sein. Denn auch die Stagflation nähert sich dem Ende und möglicherweise sehen wir in den nächsten Jahren ein neues Rekordhoch beim japanischen Leitindex, der sein Allzeithoch von 1989 nie mehr erreichte.