NewsVorsicht Falle! Warum Börsenhypes für Anleger gefährlich sein können

Vorsicht Falle! Warum Börsenhypes für Anleger gefährlich sein können

Die Kurse steigen und die Renditen explodieren. Wenn es an der Börse brummt, möchte jeder Anleger gerne ein Stück vom Kuchen abhaben. Doch Vorsicht! Wer auf den Hype-Zug aufspringt sollte sich darüber im Klaren sein, dass auch der größte Börsenhype irgendwann sein Ende findet. Wer dann noch nicht abgesprungen ist, muss am Ende die Rechnung zahlen.

Hypes sind ein fester Bestandteil des Aktienmarktes. Anleger sind ständig auf der Suche nach dem nächsten „großen Ding“. Die Motivation dabei ist klar. Wer frühzeitig einsteigt, kann das folgende Kurswachstum voll mitnehmen und sich teils enorm hohe Renditen sichern.

Doch gerade für Privatanleger ist es oft schwierig, frühzeitig zu erkennen, welche Branchen und Unternehmen das Zeug zu Kursraketen haben. Dies hat zur Folge, dass Kleinanleger meist erst dann die entsprechenden Aktien kaufen, wenn der Hype rund um diese bereits spürbar an Fahrt aufgenommen hat.

FoMO und Greater Fool

Schaukeln sich die Kurse im Laufe der Zeit in immer schwindelerregendere Höhen, werden viele Anleger, die bisher noch nicht eingestiegen sind, von der Furcht befallen, selbst am Ende mit leeren Händen dazustehen, weil sie noch nicht mit dabei sind. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von der sogenannten „Fear of missing Out“ (FoMO).

Es handelt sich dabei um ein bekanntes psychologisches Phänomen, welches keineswegs nur auf die Aktienwelt beschränkt ist. Allerdings kann es nirgendwo sonst so sehr zu kostspieligen und folgenschweren Entscheidungen führen wie in der Welt der Anlagen.

Je länger man als Anleger in einer solchen Situation zögert, desto größer wird der Drang, doch noch einzusteigen, wenn der erwartete Kurssturz ausbleibt und die Rallye immer weiter geht. Eben dies ist nämlich eines der Markenzeichen eines ausgemachten Börsenhypes. Die Aktienkurse steigen meist selbst dann immer weiter, wenn sich dies durch keine rationalen Faktoren wie Kennzahlen und Analysteneinschätzungen mehr rechtfertigen lässt.

Erklären lässt sich dieses Phänomen mit der sogenannten Greater-Fool-Theory. Diese in der Finanzanalyse verbreitete Theorie besagt, dass der Preis eines Anlageproduktes weniger durch Kennzahlen als vielmehr durch den Glauben der Käufer bestimmt wird, zu einem späteren Zeitpunkt jemanden zu finden, der bereit ist, noch mehr Geld zu bezahlen.

Während eines Hypes sind Anleger demnach deshalb bereit, die horrenden Preise für manche Aktien zu bezahlen, weil sie fest davon überzeugt sind, dass der Strom an noch wagemutigeren Anlegern nicht abreißen wird. Die Aktie wird gekauft, weil sie steigen wird und sie steigt, weil immer mehr sie kaufen wollen. Ökonomische Faktoren spielen in einer solchen Phase scheinbar überhaupt keine Rolle mehr.

Irgendwann platzt jede Blase

In einer solchen Situation sprechen Ökonomen von einer Blasenbildung. Der Wert von Unternehmen steigt durch die immer höheren Kurse ihrer Aktien in schier unermessliche Dimensionen. Irgendwann ist der Preis so hoch, dass selbst das stärkste Umsatz- und Gewinnwachstum dies nicht mehr rechtfertigen könnte.

Dies geht so lange gut, bis die Blase schließlich doch noch platzt. Dies geschieht dabei meist von einem Augenblick auf den nächsten. Irgendwann findet sich kein „greater fool“ mehr und die ersten Anleger bleiben auf ihren Aktien sitzen. Kommt die Rallye erst einmal ins Stottern, kann es anschließend sehr schnell gehen. Die ersten Verkäufe zu einem niedrigeren Kurs lösen oft eine Kettenreaktion aus. Wer zuvor teuer eingestiegen ist, kann nun u. U. einen erheblichen Teil des eigenen Vermögens verlieren, wenn die eigenen Aktien plötzlich nur noch einen Bruchteil wert sind.

Das Gefährliche für Privatanleger ist dabei, dass sie während des Hypes nur schwer abschätzen können, wie nah am Abgrund sie sich bereits befinden. Niemand hat Einsicht darüber, wie viele Anleger sich noch finden, die bereit sind, zu höheren Preisen einzusteigen. Wer sich gänzlich darauf verlässt, ist mit Vollgas im Blindflug unterwegs.

Rational und nüchtern ist langfristig stets am besten

Eine todsichere Formel, wie man in einer solchen Situation hohe Gewinne erzielen und dabei gleichzeitig zur rechten Zeit vor dem Crash abspringen kann, gibt es nicht. Wer sich auf ein solches Spiel einlässt, muss sich daher stets darüber im Klaren sein, ein hohes Risiko einzugehen.

Dass dieses Risiko dabei gerade für Privatanleger nochmals höher ist als für Profis, liegt mitunter daran, dass diese meist erst in einer der späteren Phasen eines sich anbahnenden Hypes einsteigen. In der Frühphase fliegen die meisten kommenden Hype-Aktien nämlich meist noch unter dem Radar vieler Anleger. Während Smart Money und institutionelle Investoren schon frühzeitig am Start sind, stoßen Kleinanleger in der Regel erst später dazu und sorgen damit für die hohen Renditen der Früheinsteiger.

Bedeutet dies nun, dass man sich grundsätzlich vor Börsenhypes in Acht nehmen sollte? Diese Frage muss jeder letzten Endes für sich selbst beantworten. Auf lange Sicht ist es sicherlich sinnvoller, der eigenen Anlagestrategie zu folgen, anstatt auf jeden sich bietenden Trend aufzuspringen und zu hoffen, einmal zur rechten Zeit auf das richtige Pferd zu setzen.

Eine rationale und nüchterne Vorgehensweise bei der Aktienanlage mag vielen Anlegern langweilig erscheinen. Auf lange Sicht fährt man mit Langeweile und gleichmäßigen Renditen jedoch meist besser als mit halsbrecherischen Blindflügen durch das Nadelöhr des börslichen Auf und Abs.

Fachredaktion
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