Im turbulenten Börsenjahr 2022 sind Anleger immer wieder auf der Suche nach einem Schutz für das Depot. In den ersten sechs Monaten dürfte die Mehrheit der Depots eine negative Performance aufweisen. Sowohl Aktien als auch Kryptowährungen korrigierten massiv, makroökonomische Belastungsfaktoren sorgen für weiteres Abwärtspotenzial. Doch nicht jeder Anleger nutzt die fallenden Kurse für den gezielten Nachkauf, um langfristige eine Outperformance am Aktienmarkt zu erzielen.
Für manche Anleger ist Stabilität das oberste Gebot. Diese können möglicherweise mit Verlusten weniger gut umgehen und wünschen sich eine Absicherung für das Depot. Immer häufiger wird in Zeiten steigender Inflationsraten ein bestimmter Anleihentypus diskutiert – die inflationsgeschützten Anleihen. Doch können diese wirklich dem Anspruch auf Absicherung im Jahr 2022 gerecht werden?
Was sind inflationsgeschützte Anleihen?
Bei einer inflationsgeschützten Anleihe handelt es meist um Anleihen, die von Staaten emittiert werden. Andere Begriffe sind inflationsindexierte Anleihen oder Inflationsanleihen – diese meinen das Gleiche. Der Cashflow, den Käufer mit den Anleihen erzielen können, korrespondiert mit den Kuponzahlungen bei einer regulären Staatsanleihe. Allerdings sind die Kupon- und Rückzahlungen an die Inflation gekoppelt.
Die inflationsgeschützten Anleihen wurden eigens dafür konzipiert, den Anlegern einen Inflationsausgleich zu ermöglichen. Die nominale Verzinsung der Bonds ist vergleichsweise gering, hinzu kommt jedoch ein Aufschlag für die Inflation. Demgegenüber haben konventionelle Anleihen eine nominal höhere Verzinsung, die jedoch mitunter von der Inflation verringert wird.
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Die Differenz zwischen der inflationsgeschützten Anleihe (nominal niedriger) und der vergleichbaren Anleihe ohne derartigen Schutz (nominal höher) ist gleichbedeutend mit der Inflationserwartung des Marktes. Wenn diese mit der real eintretenden Inflation korrespondiert, wäre es gleichgültig, in welche Anleihe investiert wird, da die reale Rendite identisch ist.
Allerdings gibt es in der Praxis regelmäßige Abweichungen zwischen Erwartung und Realität, sodass die Performance von inflationsgeschützten Anleihen besser/schlechter als bei herkömmlichen Bonds sein kann.
USA: Das Mekka für inflationsgeschützte Anleihen
Wo kann man eigentlich in inflationsgeschützte Anleihen investieren? Grundsätzlich überall – doch es gibt geografische Schwerpunkte, in denen inflationsindexierte Anleihen überproportional stark vorkommen. Weltweit beträgt das Marktvolumen über 3,5 Billionen US-Dollar – rund 40 % Markanteil belaufen sich auf den US-amerikanischen Anleihenmarkt. Im Anschluss kommen jedoch schon Großbritannien und europäische Länder wie Deutschland.
Das sind die Risiken
Grundsätzlich versprechen die inflationsgeschützten Anleihen das Potenzial, eine stark steigende Inflation auszugleichen. Dies kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn die Inflation den Aktienmärkten zusetzt und der Aktienmarkt seiner historisch überdurchschnittlichen Performance weit hinterherläuft. Dennoch sind den inflationsindexierten Anleihen auch Risiken immanent.
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Da wäre zum einen das staatliche Kreditausfallrisiko. Dieses wird real, wenn der Staat nicht mehr in der Lage ist, den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Für die USA, Großbritannien oder Deutschland dürfte das Risiko dennoch vernachlässigbar sein.
Zum anderen gibt es jedoch das Zinsänderungsrisiko. Während der Laufzeit könnte sich die Zinsumgebung deutlich verbessern. Die Anleihe würde im Vergleich zu später emittierten Bonds weniger attraktiv, der Kurs könnte deutlich sinken. Je länger die Anleihen konzipiert wurden, desto größer ist das Risiko, dass die Notenbanken die Zinsen erneut erhöhen – ein Szenario, das im Jahr 2022 realer als die letzten Jahrzehnte scheint.
Sind klassische Anleihen eine Alternative?
Doch sind klassische Bonds der Staaten überhaupt sinnvoll? Für langfristige Anleger dürfte man dies wohl verneinen. Eine nominal negative Wertentwicklung liegt im Bereich des Möglichen. Kurzfristig können steigende Renditen der Staatsanleihen jedoch auch Chancen bieten, wenn Unsicherheit am Aktienmarkt steigt oder es sogar zu einem Crash kommt. Dann können klassische Anleihen Risiko aus dem Portfolio herausnehmen und die Volatilität verringern.
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Mit ETFs vor der Inflation schützen
Während viele Anleger vor dem direkten Kauf der Staatsanleihen zurückschrecken, bieten ETFs eine einfache Möglichkeit der Umsetzung. Denn börsengehandelte Exchange Traded Funds mit inflationsgeschützten Anleihen sind leicht zugänglich und darüber hinaus günstig. Mit einer breiten Streuung sinkt das Risiko, demgegenüber steigt die Liquidität. Für Anleger bietet sich die Möglichkeit, leichter in den Anleihenmarkt zu investieren.
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Der Lyxor Core Euro Government Inflation Linked Bond UCITS ETF
Ein Beispiel-ETF für inflationsgeschützte Anleihen wäre der Lyxor Core Euro Government Inflation Linked Bond ETF, der mit einem verwalteten Vermögen von 1,3 Milliarden Euro eine stattliche Größe erreicht hat. Die TER-Kostenquote liegt mit 0,09 % auf einem selbst für Anleihen-ETFs niedrigem Niveau.
Mit dem Lyxor ETF können Anleger einen Index nachbilden, der in Euro denomierte Anleihen der Länder der Eurozone enthält, die inflationsgeschützt konzipiert wurden. Die Laufzeit der Anleihen muss sich auf mehr als ein Jahr belaufen, um in den ETF aufgenommen zu werden. Aktuell befinden sich knapp 40 inflationsgeschützte Anleihen im ETF, die meisten mit einer Laufzeit von ein bis drei Jahren sowie einem AA-Rating. Bei der geografischen Allokation fällt ein starkes Übergewicht von Frankreich mit rund 45 % ETF-Anteil auf.
In den vergangenen Jahren konnte der Lyxor Core Euro Government Inflation Linked Bond ETF eine positive Rendite von 3,06 % in 2020 und 6,24 % in 2021 erreichen. Im laufenden Jahr steht jedoch trotz steigender Inflationsraten im Vergleich zum Vorjahr eine negative Rendite von 8,41 % zu Buche. Insbesondere das steigende Zinsumfeld belastet Staatsanleihen mit langer Laufzeit – im besagten ETF haben immerhin deutlich über die Hälfte der enthaltenen Bonds eine Laufzeit von mehr als fünf Jahren.