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Laufen US-Aktien dem DAX auch 2022 davon?

In keinem Jahrzehnt hat der US-Aktienmarkt die europäische Konkurrenz so abgehängt wie im vergangenen, behauptet der Buchautor Markus Neumann („Das ETF Portfolio“). Das gilt vor allem für den NASDAQ 100, der von 2011 bis 2021 rund 500 Prozent zulegte – verglichen mit rund 60 Prozent beim DAX Kursindex. Holt der DAX jetzt auf oder wird er auch in den kommenden Jahren abgehängt?

Die Situation im vergangenen Jahrzehnt

NASDAQ 100 oder den Dow-Jones-Index mit dem DAX zu vergleichen, ist gar nicht so einfach. Denn die beiden US-Indizes berücksichtigen keine Dividenden. Für den Vergleich bietet sich daher der DAX-Kursindex an, der Ausschüttungen ebenfalls nicht berücksichtigt. Doch die Zahlungen dürften bei den DAX-Unternehmen höher sein als in den USA, wo viele Firmen wie Alphabet (Google), Apple, Amazon oder Facebook trotz Milliardengewinnen keine Dividenden zahlen, sondern das Kapital sofort reinvestieren.

Allerdings ist der Vorsprung der US-Aktien bei der Kursentwicklung so groß, dass es am Renditeunterschied nichts zu diskutieren gibt. Fast zehnmal so hoch ist das Plus beim NASDAQ gegenüber dem DAX-Kursindex. Selbst der Performance-DAX, der Dividenden berücksichtigt, kommt „nur“ auf eine Rendite von etwa 116 Prozent.

Beim Dow Jones ist der Unterschied etwas geringer, aber selbst dort war das Plus mit 180 Prozent dreimal so hoch wie beim Kurs-DAX.

Warum die USA die deutschen Aktien abhängen

Als Grund für die günstigere Entwicklung in den USA wird immer wieder „Big Tech“ genannt. Den Tech-Giganten Facebook, Apple, Alphabet (Google) oder Amazon gelingt es dank ihrer Marktmacht traumhafte Renditen zu erzielen.

Tatsächlich erklärt der Erfolg der großen Technologiekonzerne einiges, aber nicht alles. Das zeigt schon ein Vergleich des NASDAQ100 mit dem Dow Jones (genauer gesagt dem Dow Jones Industrial Average). In ersterem sind nämlich alle großen Tech-Werte enthalten, im Dow Jones dagegen nur Microsoft und Apple. Amazon, Alphabet oder Facebook fehlen dort. Zwar umfasst der Dow Jones auch nur 30 statt 100 Werte, trotzdem ist der Einfluss der Technologiewerte dort geringer, ihr Indexgewicht beträgt im Dow Jones zusammen nur rund ein Viertel.

Das ist mit ein Grund, warum der Dow Jones sich deutlich schwächer entwickelt hat als der NASDAQ 100. Allerdings liegt das Plus immer noch deutlich höher als beim DAX. An „Big Tech“ allein kann es also nicht liegen.

Nur wenige Überflieger im DAX

Das zeigt auch ein Blick auf die Entwicklung der Aktien im Index. Im DAX hatte in den vergangenen fünf Jahren Infineon mit einem Plus von rund 140 Prozent die Nase vorne. Im Dow Jones, der ebenfalls 30 Werte umfasst, übertreffen gleich acht Unternehmen dieses Plus, darunter die zwei Tech-Werte Apple und Microsoft. Die übrigen sechs Unternehmen kommen aus verschiedenen Branchen, auf Platz drei etwa liegt das Kreditkartenunternehmen Visa. Gerade Finanzunternehmen erzielen in den USA deutlich höhere Renditen.

Beobachter sehen vor allem zwei Gründe dafür. Einmal ist die Europäische Union, trotz des gemeinsamen Binnenmarktes, immer noch stärker nach Ländern organisiert als die Vereinigten Staaten. Banken und Finanzkonzerne haben meist einen starken Heimatmarkt, sind aber selten in der gesamten EU erfolgreich.

Hinzu kommt, dass der Wettbewerb in den USA in den vergangen 20 Jahren deutlich schwächer geworden ist, in Europa aber nicht. Die Kartellbehörden sind in Nordamerika weniger unabhängig. Außerdem würde ein Monopolist in der Europäischen Union den Widerstand von Politikerinnen und Politikern aus anderen Ländern hervorrufen, deren Firmen nicht von dem Monopol profitieren, deren Bürgerinnen und Bürger ab die Kosten tragen müssen.

Im Banken- und Versicherungsbereich kommt noch die große Zahl an gemeinschaftlich oder öffentlich-rechtlich organisierten Unternehmen dazu, insbesondere Sparkassen, Genossenschaftsbanken oder Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit. Diese wurden in den USA überwiegend in Aktiengesellschaften umgewandelt, die später vielfach fusionierten und so deutlich höhere Preise durchsetzen konnten.

Als Folge der sinkenden Konkurrenz konnten Firmen in den USA ihre Preise erhöhen und ihre Gewinne steigern, jene in Europa aber nicht im gleichen Maß. Das erklärt einen großen Teil der unterschiedlichen Entwicklung.

Geht der Erfolg der US-Aktien weiter?

Im Moment sieht es nicht so aus, als würde sich am technologischen und wirtschaftlichen Vorsprung der USA gegenüber Europa etwas ändern, im Gegenteil. Je mobiler die Bevölkerung wird, desto größer ist Bereitschaft bei einem der großen Unternehmen in den USA anzuheuern oder zur Gründung einer Firma in die Staaten zu gehen, wo die Konditionen besser sind. China wird zwar ein immer mächtigerer Konkurrent der USA, doch davon ist auch Europa betroffen.

Aber wie erwähnt ist die Stärke der Unternehmen nur ein Grund für den Erfolg der USA. Der zweite ist die dort geringere Konkurrenz. Und die könnte zum Problem werden. Zum einen ist dieser Vorteil bereits in die Kurse eingepreist. Ändert sich an der Situation nichts, werden Firmen in den USA zwar weiterhin höhere Gewinnspannen erzielen, weil die Aktien aber teurer sind, steigen die Kurse nicht stärker als hierzulande.

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Vielmehr besteht die Gefahr, dass die Firmen träge werden, während ihre europäischen Konkurrenten sich weiterentwickeln müssen, um bestehen zu können. Denkbar ist auch, dass in den USA der Druck der Kartellbehörden steigt – oder in Europa die Verringerung der Konkurrenz mit Verzögerung nachgeholt wird. Beides spricht dafür, dass europäische Aktien besser abschneiden.

Hinzu kommen USA-spezifische Probleme. Die gesellschaftlichen Gräben werden zwar auch diesseits des Atlantiks tiefer, aber in den USA ist das Problem schon weiter fortgeschritten.

Fazit

Es gibt gute Argumente für US-Aktien, vor allem die Stärke auf dem Feld der Spitzentechnologie. Es gibt aber auch Punkte, die zur Vorsicht mahnen. Die Verringerung der Konkurrenz und die Ausweitung der Renditen, die die USA in den vergangenen 20 Jahren erlebt haben, kann nicht ewig weitergehen.

Deshalb gehören in jedes gute Depot sowohl US-Aktien als auch Papiere aus anderen Ländern. So wird das Risiko gestreut.

Fachredaktion
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